Es ist ein munteres Stück barocker Kontrapunktik, eine dreisätzige Grazie, die im Auftrag eines gelangweilten Monarchen entstanden sein könnte. Das Interessante: Three Peaces in Old Style stammt vom Komponisten Krzysztof Penderecki, der am 29. 3. 2020 starb. Der Avantgardist, der letztlich begann, auch tonale Elemente in seine komplexe Kunst einzubauen, erlaubt sich hier einen eklektischen Ausflug. Das Kammerensemble Sinfonietta Cracovia unter der Leitung von Jurek Dybał versteht es, nicht nur diese aus der Zeit gefallene Kostbarkeit des quasi postmodern agierenden Penderecki zu beleben. Auf Penderecki’s Sinfonietta(s) (Sony) interpretiert es auch düstere Stücke der klassischen Moderne klangsensibel und druckvoll. Mit dabei auch das Tragik unmittelbar transportierende Agnus Dei aus The Polish Requiem. Packend.


SinfoniettaCracovia

Pannonica de Koenigswarter, an sich Kathleen Annie Pannonica Rothschild (1913–1988), war eine bemerkenswerte Förderin des Jazz und im Besonderen von Pianist Thelonious Monk. Das Doppelalbum der Bassistin Gina Schwarz erinnert nun an diese wichtige exzentrische Dame. Auf Pannonica (cracked anegg) bündelt Schwarz Stücke, die Solisten (wie Trompeter Lorenz Raab) reichlich Raum gewähren.

Insgesamt pendelt das Projekt zwischen klanglich unkonventionellen Strukturen und Improvisationen, die auch als kollektive Entladungen eines versierten Kammerensembles wirken. Freie Improvisation, malerische Passagen und entschleunigtes Dahingrooven sind Teil des stilflexiblen Konzepts. Und natürlich ist die eloquente und impulsive Kontrabassistin Schwarz bei der spontanen Gedankenproduktion zu erleben. (Ljubisa Tosic, 22.12.2020)

ginaschwarz