Innsbruck – Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer droht mit einem "Impf-Sonderlandtag". Der Grund: Das seiner Ansicht nach mehr als schleppende Impftempo im Bundesland. Nach wie vor sei kein Impfplan vorhanden, polterte Dornauer am Dienstag in einer Aussendung und sprach von einem "handfesten Skandal und einer absoluten Fahrlässigkeit und manifestierten Unfähigkeit".

Einige Bundesländer beklagen noch immer das schleppende Tempo beim Impfen – etwa Tirol.
Foto: Imago / Petra Nowack

Am Dienstag und am Mittwoch begibt sich die schwarz-grüne Landesregierung in Klausur – und will im Anschluss Impfstrategie bzw. Impffahrplan präsentieren. Daran will der oppositionelle Dornauer die Regierung offenbar auch messen. Denn sollte der Impfplan nicht bis Freitag "konkretisiert und im Detail nachvollziehbar sein – wann, wo, wer von wem aufgeklärt und geimpft wird" –, will er mit den anderen Oppositionsparteien das Gespräch suchen und einen Sonderlandtag beantragen, denn: "Es reicht, meine Herren."

Koalitionärer "Schlafwagen"

"Seit Monaten spricht die ganze Welt von keinem anderen Thema, und der schwarz-grüne Schlafwagen im Tiroler Landhaus wartet bis zum letzten Moment und gibt dann die heiße Kartoffel an die Gemeinden ab", erklärte Tirols oberster Roter und kritisierte angebliche "Planlosigkeit". Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und sein Team würden nun mit einer zweitägigen "Schönwetter-Klausur" weiterhin wertvolle Zeit verstreichen lassen. Am Montag hätten alle Tiroler Bürgermeister ein Schreiben mit der Bitte erhalten, bis Ende der Woche eine "Bedarfserhebung" bei allen über 80-Jährigen in der Gemeinde durchzuführen. Bei entsprechender Bereitschaft möge man dann die Daten dem Land zur Verfügung stellen.

Das Land hatte vergangene Woche bekanntgegeben, im ersten Quartal dieses Jahres rund 88.000 Dosen des Herstellers Biontech/Pfizer zu erhalten. Mit diesen Impfdosen sollen nach den Bewohnern und Mitarbeitern der Tiroler Alters- und Pflegeheime sowie dem Personal der Covid-Stationen so rasch wie möglich alle Tiroler über 80 Jahre geimpft werden.

Die Impfung betrifft somit vorerst rund 40.000 Tiroler. Bis Donnerstag, den 21. Jänner, soll es laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" (Dienstagsausgabe) tirolweit einen Überblick über die Anzahl jener geben, die zu einer Impfung bereit sind. Danach würden Koordination und Impfbeginn erfolgen.

Die Drohung von Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer mit einer Sonderlandtagsitzung stößt auf wenig Gegenliebe bei den anderen Oppositionsparteien. FPÖ, Liste Fritz und Neos lehnten sein Ansinnen ab. Die ÖVP sieht einen "Selbstinszenierungstrieb" Dornauers, der nur noch nerve.

Klagen aus dem Burgenland

Doch auch aus dem Burgenland kamen äußerst kritische Töne. Jasmin Puchwein, die Sprecherin von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, machte ihrem Ärger über die ständigen Kanzler-Ankündigungen Luft. "Am Freitag hat Sebastian Kurz gesagt, dass die über Achtzigjährigen noch im Jänner geimpft werden, auch die, die daheim leben. Das geht sich aber nie aus."

Das Burgenland bekomme rund 1900 Dosen pro Woche. "In der Kalenderwoche drei gar nur 950." Man habe "aber rund 2000 Beschäftigte in den Covid-Stationen und 2000 Menschen in den Altenheimen". Alle, die geimpft werden, müssten ja auch nach 21 Tagen ein zweites Mal zur Impfung.

Personell und organisatorisch sei man entsprechend aufgestellt, "aber wir haben zu wenig Impfstoff". Der Kanzler wecke da Erwartungen, die nicht erfüllt werden könnten. "So verspielt man das Vertrauen", meint Puchwein.

Das Burgenland hat sich jedenfalls vorgenommen, das Impf-Augenmerk auch auf junge Risikopatienten zu legen. "Ich kenne den Fall einer 30-jährigen, krebskranken Mutter. Der Vater und die Kinder sind seit Monaten auch in strengste Quarantäne aus Angst, die Mama anzustecken."

Auch SPÖ-Chefin mahnt

Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mahnt: "Das Virus mutiert und wird infektiöser." Das dürfe die Regierung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mehr Untersuchungen seien deswegen notwendig, um sich ein klares Bild des Risikos zu verschaffen, und so Rendi-Wagner weiter: "Umso wichtiger ist ein hohes Impftempo."

Neben Bewohnern von Heimen und Gesundheitspersonal sollen als Nächstes über 80-Jährige geimpft werden. In Kärnten wird damit bereits am Samstag begonnen, auch in Oberösterreich soll der Impfstart noch im Jänner erfolgen. Alle anderen Bundesländer folgen im Februar, teilweise ist auch erst dann eine Anmeldung möglich, ergab ein Rundruf der APA.

In der Steiermark wiederum ist ein Kampf um die verfügbaren steirischen Impfdosen gegen das Coronavirus entbrannt. Nach den ersten Immunisierungen vergangene Woche melden sich immer mehr Berufs- und Bevölkerungsgruppen und erheben bei Impfkoordinator Michael Koren Anspruch auf eine möglichst frühe Impfung. Koren pocht allerdings auf Seriosität: Man könne nur anbieten, was absehbar vorhanden sei. Über 80-Jährige außerhalb von Heimen dürften auch dort daher frühestens im Februar geimpft werden. (Wolfgang Weisgram, nw, APA, 12.1.2021)