Wir wissen weit mehr über die Topografie des Mondes und des Mars als über jene der Erde. Das liegt zu einem guten Teil am vielen Wasser auf dem Blauen Planeten. Weniger als 20 Prozent der Meeresböden sind mit moderner, hochauflösender Technologie vermessen. Dabei ist es essenziell, die Beschaffenheit unserer Seeböden zu kennen, um etwa Strömungsdynamiken, Tsunamiwellen oder die dort schlummernden Ressourcen auf dem Radar zu haben.

Der knapp 22 Meter lange Surveyor des kalifornischen Start-ups Saildrone macht sich nun ans Werk, dieses Manko ein Stück weit auszumerzen. DER STANDARD hat das Unternehmen im Dezember 2019 besucht. Eine ausführliche Reportage lesen Sie hier. Die neue vollautonome, passagierlose Wasserdrohne kann mithilfe zahlreicher Sensoren den Seeboden in bis zu 7.000 Meter Tiefe vermessen und leistet damit in etwa dieselbe Aufgabe wie große Forschungsboote, die allerdings auf Crews, Wartung und oftmals umweltschädliche Antriebsstoffe angewiesen sind. Die Surveyor hingegen nutzt nur Wind- und Solarenergie.

Der Start der Surveyor-Serie sei "ein riesiger Schritt nach vorne für die Möglichkeiten der unbemannten Meereserforschung", sagt CEO-Richard Jenkins. Zum ersten Mal gebe es ein skalierbares und erschwingliches Instrument, das die vollständige Kartografierung des Seebodens in absehbarer Zeit erlaube, so der segelbegeisterte Brite. Tatsächlich laufen im aktuellen Jahrzehnt einige UN-Initiativen zur Vermessung des Seebodens. Bis 2030 will man den Seeboden vermessen haben. Die Saildrone-Flotte hat mit mehr als 10.000 24-Stunden-Tagen auf hoher See dazu bereits wesentlich beigetragen.

Bessere Daten

Eine erstmalige autonome Umrundung der Arktis bei extremen Wetterbedingungen und Wellen von 25 Meter Höhe lieferte beispielsweise wertvolle Daten für die Forschung hinsichtlich der kritischen Kohlendioxidkonzentration in der Region. "Wir haben Daten von Orten erhalten, von denen niemand zuvor Infos sammeln konnte. Das eröffnet so viele neue Möglichkeiten", sagte Jenkins damals dem STANDARD.

Absolviert wurde die Etappe durch das Vorläufermodell der Surveyor, die Explorer. Diese ist sieben Meter lang und verfügt über einen fünf Meter hohen Mast. Ebenfalls nur durch erneuerbare Energien angetrieben, lässt ihre ausgeklügelte Aerodynamik Spitzengeschwindigkeiten von acht Knoten oder rund 15 km/h zu. Meistens schippert die 750 Kilogramm schwere Drohne aber recht gemächlich mit zwei bis drei Knoten übers Meer für eine genauerer Kartografierung.

Die kleine Saildrone bekommt einen großen, leistungsstärkeren Bruder.
Foto: Saildrone

Weil Daten über Temperatur, Windgeschwindigkeit, Kohlendioxidbelastung, Luftdruck und Strahlung durch das kleine Schiff viel weniger verfälscht werden als durch große Forschungsschiffe, sind etwa Wetter- und Klimavorhersagen der Saildrones besonders akkurat. (faso, 4.2.2020)