Parndorf im November. Hierher ins Burgenland kommen nicht nur Wien-Touristen, sondern auch Besucher aus der Slowakei und aus Ungarn – in normalen Zeiten. Beide sind während und meist auch nach dem Lockdown ausgeblieben.

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"Nach wochenlangem Zu-Hause-Bleiben ist es an der Zeit, sich selbst zu belohnen." Die Betreiber des Designer-Outlets in Parndorf sprachen mit dieser Botschaft wohl so manchen Konsumenten aus der Seele. Anlässlich der Wiedereröffnung des Handels am 8. Februar wurde auch im burgenländischen Shopping-Mekka emsig um Besucher und Besucherinnen geworben. In den 160 Geschäften würden "tolle Aktionen" locken, "die neue Bluse für den nächsten Team-Call, die atmungsaktive Outdoorhose für das Training, das Topfset für gemütliche Kochabende".

Die Krise hat das zweieinhalb Kilometer südlich vom Ortskern unmittelbar an der Ostautobahn (A4) gelegene Schnäppchenparadies schwer erwischt. Man hängt, so wie Einkaufsstraßen wie der Graben oder die Tuchlauben in Wien, innerstädtische Lagen in Salzburg oder Händler in Tourismus-Hotspots wie Lech, stark von spendablen Touristen ab – in Parndorf zudem von Besuchern aus benachbarten Ländern wie der Slowakei oder Ungarn. Bleiben diese aus, ist leicht ein Umsatzrückgang von 30 Prozent und mehr vorstellbar – in die Karten schauen lassen sich die Betreiber nicht.

Goldgrube für den Betreiber

Normalerweise eigentlich eine Goldgrube für den britischen Betreiber McArthur Glen und eines der einträglichsten Shoppingcenter Europas, rutschte die Kulissenstadt in dezenten Pastelltönen im "Outlet-Centre-Performance-Report 2020" des deutschen Wirtschaftsberaters Ecostra kräftig ab. In dem jährlich publizierten Report wird die wirtschaftliche Entwicklung der europäischen Outlet-Center aus Sicht der Mieter bewertet. 2019 rangierte das Designer-Outlet Parndorf auf Platz fünf – mit einem Notenschnitt von 1,90. Im aktuellen Report ist es auf Rang 24 zurückgefallen. Die Krise dürfte man aber nicht allzu schlecht gemanagt haben, wie die Note 2,33 vermuten lässt. "Das ist zwar immer noch eine gute Bewertung, aber auch die schlechteste, seit der Report 2008 zum ersten Mal durchgeführt wurde", konstatiert Ecostra-Geschäftsführer Joachim Will.

Will geht davon aus, dass die Pilger, zuweilen ausgerüstet mit Reisekoffern, schon bald wieder herbeiströmen und das Shopping-Mekka Parndorf sich zu alten Umsatzhöhen aufschwingen werde: "Sofern nicht noch weitere Lockdowns kommen."

Lukrative Pflaster

Das gilt allerdings wohl europaweit – und führt zu heftigen Verhandlungen in Sachen Mieten. Mehr als jeder zweite für den Report befragte Markenhersteller hat die Mietzahlungen während des Lockdowns ganz oder teilweise eingestellt – in etwa jeder zehnte gibt an, deswegen mit seinem Vermieter eine juristische Auseinandersetzung zu führen.

Das aus Sicht der Mieter europaweit am besten performende Outlet-Center ist übrigens Bicester Village in der gleichnamigen britischen Kleinstadt in der Grafschaft Oxfordshire – unweit von Stonehenge. Nach Angaben des Eigentümers erwirtschaftet das Center eine durchschnittliche Flächenproduktivität von über 40.000 Euro pro Quadratmeter – was laut Ecostra nicht nur für Outlet-Center ein einsamer Spitzenwert ist.

Auch hier wird ein wichtiger Teil des Umsatzes mit Touristen aus Asien erzielt. Sie planen – ebenso wie viele Wien-Besucher Parndorf – Bicester Village als festes Ziel eines Shoppingtrips in Europa ein. Auch hier sind diese Besucher 2020 fast komplett ausgefallen. Die Briten dürften also das Outlet-Center verstärkt zum Ausflugsziel in der eigenen Heimat erkoren haben. (Regina Bruckner, 11.2.2021)