Françoise Cactus (im Bild links) wurde 57 Jahre alt.

Foto: Sim Gil

Die Künstlerin, Musikerin und Autorin Françoise Cactus ist tot. Sie starb am Mittwoch nach langer Krankheit in Berlin an Krebs. Ihr Management bestätigte einen entsprechenden Bericht des Senders Radio eins, für den Cactus als Moderatorin tätig war. Bekannt wurde sie vor allem als Sängerin und Schlagzeugerin von Stereo Total ("Liebe zu dritt"), wo sie mit ihrem Partner Brezel Göring spielte.

Musikkarriere begann in Berlin

Die 1964 als Françoise van Hove im französischen Villeneuve-l'Archeveque geborene Cactus kam Mitte der 80er-Jahre nach Berlin. Dort war sie zunächst als Musikerin bei den Lolitas aktiv, Göring lernte sie Anfang der 1990er-Jahre in Berlin-Kreuzberg kennen. Das letzte Album von Stereo Total erschien 2019.

Die auch in der Punkszene aktive, bewusst dilettantisch agierende Band legte sich selbst zu Beginn ein hartes Regelwerk auf. So durfte kein Instrument teurer sein als 50 Mark – etwa 25 Euro –, Virtuosität sollte "unbedingt vermieden werden", Texte waren erlaubt in jeder Sprache "außer Englisch". Nichts durfte dem "Zeitgeschmack" entsprechen, alles musste "den technischen Standard unterschreiten".

Kontroverse Kunstausstellung

Als Künstlerin sorgte sie 2004 für Aufregung mit einer Gruppe von Künstlern in der Ausstellung "When Love Turns to Poison", der die Darstellung von Kinderpornografie vorgeworfen wurde. Die Schau zeigt Werke internationaler Künstler. Zu sehen waren eine große, nackte Strickpuppe von Cactus, aber auch Fotos und Video-Installationen, die Kinder in obszönen Posen darstellten. Dabei ging es etwa um das Rollenbild der Frau, die Darstellung sexueller Wünsche oder tabuisierter sexueller Praktiken.

Auch als Autorin war Cactus aktiv. Erzählungen von ihr sind etwa in "Neurosen zum Valentinstag" zusammengefasst, mit "Zitterparties" legte sie einen Jugendroman vor. Die Vorgänge um die umstrittene Kunstausstellung arbeitete sie gemeinsam mit Wolfgang Müller, dem Gründer der Künstlergruppe und Band Die Tödliche Doris, in "Wollita. Vom Wollknäuel zum Superstar" auf. (APA, 17.2.2021)