Am Montag läuft die Frist für Stellungnahmen zur Betriebserlaubnis des dritten Reaktors im Atomkraftwerk Mochovce aus.

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Wien – Immer seien noch nicht alle Bauteile für den neuen Reaktor 3 des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce auf ihre Einsatzfähigkeit geprüft worden, kritisierte die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 am Montag. Außerdem habe die slowakische Kriminalpolizei im Vorjahr aufgedeckt, dass bereits verbaute Rohrleitungen teilweise von minderwertiger Qualität und ihre Zertifikate teils gefälscht und damit unzuverlässig seien.

Laut Global 2000 endet am Montag die Frist für Stellungnahmen zum Entwurf der Betriebserlaubnis für Mochovce 3. Sobald die slowakische Atomaufsicht die Erlaubnis erteilt, könne die Betreibergesellschaft laut ihrem Plan den Reaktor im Mai in Betrieb nehmen, so die Umweltschutzorganisation in einer Aussendung.

Global 2000 hatte bereits eine äußerst kritische Stellungnahme zu Mochovce 3 abgegeben. Die am Montag geäußerten, zusätzlichen Bedenken kämen zu "bekannten Problemen der Anlage mit Baubeginn 1985 (Alterung von Bauteilen, Anm.) und einem Sicherheitskonzept aus Sowjet-Zeiten" (mangelnde Widerstandskraft etwa bei einem Flugzeugabsturz, Anm.) hinzu.

Sicherheitsprotokolle bei Bohrungen nicht eingehalten

In 288 Fällen seien bei der Überprüfung von Rohren Abweichungen von der technischen Spezifikation gefunden worden; in 52 Fällen seien Zertifikate gefälscht worden, so die Atomkraftgegner, die vor "schweren Unfällen bis zum Super-GAU" warnten. Es gebe unterdessen auch Beweisfotos für die Zeugenangaben eines Statikingenieurs, dass bei Bohrungen in den hermetischen Kammern des Reaktors die Sicherheitsprotokolle nicht eingehalten worden seien, Bohrzertifikate seien gefälscht worden. Die Betreiber bestreiten dies.

"Kein Ingenieur kann derzeit sagen, wie diese tausenden Bohrungen die Statik der Gebäude beeinträchtigt haben – und ob die hermetischen Kammern einer Dampfexplosion wie in Fukushima (havariertes japanisches AKW, Anm.) standhalten würden", erklärte Global-2000-Atomsprecher Reinhard Uhrig. Angesichts aller offenen Punkte dürfe keine Betriebserlaubnis für den Reaktor erteilt werden.

Ministerin Gewessler lässt Hinweise prüfen

Die Grünen schlossen sich der Kritik an: "Es ist Zeit, endlich einen Schlussstrich unter das gefährliche Projekt zu ziehen und es zu beenden", erklärte Anti-Atom-Sprecher Martin Litschauer. Parteikollegin und Ministerin Gewessler zeigte sich besorgt über die neuen Mängelhinweise. Sie lässt diese "so rasch wie möglich" durch Experten ihres Hauses prüfen, kündigte sie an. "Sollte sich der Verdacht erhärten, werde ich mich auch nochmals an meinen slowakischen Amtskollegen wenden. Unsere Position ist unverändert: Solange noch offene Sicherheitsfragen oder berechtigte Zweifel an der nuklearen Sicherheit bestehen, darf es unter keinen Umständen eine Inbetriebnahme geben", betonte Gewessler in einer Aussendung. (APA, 22.2.2021)