Die Studierenden wünschen sich differenzierte Lösungen und Angebote, die eine Rückkehr ermöglichen, aber keine Anwesenheit erfodern.
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Auch an den Hochschulen soll es künftig die Möglichkeit geben, mit einem negativen Corona-Test an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen. Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat die diskutierten Öffnungsschritte zum Anlass genommen, die Studierenden dazu zu befragen. Die Umfrage liegt dem STANDARD exklusiv vor. Den Befragten fehlt demnach ein konkreter Plan zu den Lockerungen an den Unis. Drei Viertel haben sogar das Gefühl, dass im öffentlichen Diskurs auf sie vergessen wird.

Die Antworten von über 1.200 Teilnehmenden zeigen außerdem, dass die Studentinnen und Studenten ein differenziertes Bild der aktuellen Situation und daher auch unterschiedliche Bedürfnisse haben: 50 Prozent wünschen sich, an den Campus zurückzukehren. Die andere Hälfte möchte weiterhin Distance-Learning in Anspruch nehmen. "Es kann in der aktuellen Situation nicht die eine Lösung geben. Wir Studierenden wollen, dass die Wahlfreiheit sichergestellt bleibt", sagt Max Ölinger, Vorsitzender der ÖH WU.

Die über 600 Antworten auf die offene Abschlussfrage zeigen, dass die Motive der Studierenden sehr unterschiedlich sind. Die Gruppe, die gerne zurück an den Campus möchte, sehnt sich nach persönlichem Austausch, gemeinsamem Lernen oder nach Live-Diskussionen in kleinen Kursen. Gleichzeitig schreiben viele, dass sie Angst vor dem Virus haben und daher keinen Kontakt zu anderen möchten. Wieder andere sind aktuell nicht in Österreich, sondern bei ihren Familien im Ausland. "Auf diese unterschiedlichen Lebensrealitäten muss ein Öffnungsplan Rücksicht nehmen", sagt Ölinger. Doch nicht nur während der Pandemie soll man laut der Studierendenvertetung auf hybride Lehrveranstaltungen setzen, sondern die Flexibilität des Studiums dauerhaft erhöhen.

Zugang zu Lernzonen

Die WU Wien hat laut den meisten Befragten in der Pandemie gut und schnell reagiert. Mehr als zwei Drittel der Studierenden gaben an, dass die Pandemie nicht zu einer Verzögerung ihres Studiums führen werde. "Trotzdem dürfen wir die anderen 30 Prozent nicht vergessen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass alle Studierenden in entsprechender Qualität und unter fairen Rahmenbedingungen im gewünschten Zeitplan das Studium beenden können", sagt Ölinger.

Besonders wichtig ist den Studierenden der Zugang zu Lernzonen und Bibliotheken. Ein Viertel der Studierenden gab an, keinen ordentlichen Platz zum Lernen zu haben. Während der Großteil aber laut eigenen Angaben einen geeigneten Arbeitsplatz zu Hause hat, sehnen sich dennoch viele nach einem neuen Tagesrhythmus und räumlicher Abwechslung.

Die Hälfte der Befragten fühlt sich einsam und würde für den Zugang zu Lernzonen mit Austauschmöglichkeit auch eine durchgehende Maskenpflicht und Eintrittstest in Kauf nehmen. "Kein Mensch sollte einsam sein, und Studierende schon gar nicht. Diese Situation ist extrem belastend", sagt der Studierendenvertreter. (red, 10.3.2021)