Wien – Österreich ist für seinen hohen Bierkonsum bekannt, in kaum einem anderen Land Europas wird so viel Bier getrunken. Doch die geschlossenen Beisln und Restaurants sowie fehlende Veranstaltungen haben den Konsum einbrechen lassen: Laut Brauereiverband wurden im Vorjahr rund 840.000 Hektoliter Fass- und Tankbier weniger verkauft als im Jahr zuvor. Umgerechnet sind das rund 170 Millionen Krügerln.

"Es ist uns nicht sehr gut gegangen", fasste Verbandsobmann und Ottakringer-Chef Siegfried Menz das Corona-Jahr 2020 zusammen. Immerhin entfalle in normalen Jahren ein Drittel des Geschäfts auf die Gastronomie. Vor allem in Skigebieten seien viele Fässer übrig geblieben.

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Das hat auch in Österreich dazu geführt, dass manche Brauereien ihr Bier wegschütten mussten. Der Schritt sei keiner, den Hersteller leichtfertig setzen würden, betonte Menz. Viele Betreiber würden daher ihr Bier, so denn dieses noch in Ordnung ist, vergünstigt oder gratis an Mitarbeiter abgeben. Das Wegschütten habe aber auch finanzielle Gründe, erklärte der Verbandsobmann: "Wenn nicht weggeschüttet wird, kommt die Biersteuer nicht zurück."

Der Verband forderte einmal mehr eine Halbierung der Biersteuer. In Deutschland müssten Brauereien durchschnittlich nur zehn Euro an das Finanzamt abführen, hieß es am Donnerstag. In Österreich sei der Wert mit rund 24 Euro mehr als doppelt so hoch. "Die Biersteuer muss auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesetzt werden", sagte Menz.

2020 wurde in Österreich deutlich weniger Bier gezapft.
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Am beliebtesten ist in Österreich mit einem Marktanteil von 70 Prozent nach wie vor das Lager- und Märzenbier, sagte Jutta Kaufmann, Geschäftsführerin des Verbandes. Bei beinahe allen anderen Biersorten gab es im Vorjahr einen Konsumrückgang. Vor allem Vollbiere und Pils wurden deutlich seltener getrunken, aber auch alkoholhaltige Radler waren weniger beliebt. Den Rückgang bei Spezialbieren führt der Verband auf den gesunkenen Konsum in der Gastronomie zurück, im Handel hätten diese Sorten kaum Platz. Insgesamt gab es beim Bierabsatz aber eine "deutliche Verschiebung" von der Gastronomie auf den Handel.

Halbliterflasche ist der Favorit

Am liebsten wird hierzulande Bier aus der Flasche getrunken, das Halblitergebinde ist der Favorit der Österreicher und macht knapp die Hälfte des Marktanteils aus. Die 0,33-Liter-Flasche ist mit einem Anteil von nur zehn Prozent nach wie vor ein Außenseiter.

Die Brauereien hoffen jedenfalls auf ein baldiges Aufsperren der Gastronomie, die Lage in der Branche sei angespannt: "Manche werden es nicht überleben", meint Obmann Menz. Nach wie vor befänden sich rund 3.000 der 3.700 direkt Beschäftigten in Österreichs Brauereien in Kurzarbeit. Die über 300 Brauereien kamen im Vorjahr zusammen auf einen Umsatz von mehr als 1,4 Milliarden Euro. (red, 11.3.2021)