Sabine Straus untersucht die Sicherheit von Arzneimitteln in der EU.

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Pharmakovigilanz ist für die meisten nur ein sperriges Fremdwort – für Sabine Straus ist es ihre berufliche Lebensaufgabe. Als "Wächterin über die Arzneimittel" beobachtet sie Medikamente und Impfstoffe nach deren Zulassung, um Nebenwirkungen zu entdecken, zu dokumentieren und zu beurteilen, die in den klinischen Tests zuvor nicht auftraten.

Nun fiel ihr als Vorsitzender des "Pharmacovigilance Risk Assessment Comittee" (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine gewichtige Aufgabe zu: zu prüfen, ob zwischen dem Impfstoff von Astra Zeneca und Thrombosen in den Hirnvenen ein kausaler Zusammenhang besteht. Straus' Empfehlung zugunsten von Astra Zeneca wurde mit Spannung erwartet, fiel sie doch zu einem Zeitpunkt, in dem sich Impfstoffe und Virusmutationen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern – und ein Dutzend Länder die Nutzung des Impfstoffs vorübergehend ausgesetzt haben.

Qualifiziert in Pharmakologie und Epidemiologie

Doch für diese Aufgabe ist die Niederländerin perfekt qualifiziert: Auf ihr Medizinstudium an der Universität Utrecht von 1978 bis 1985 folgte 2003 ein Masterabschluss in Epidemiologie an der Erasmus-Universität Rotterdam. Die Universität gilt als medizinisches Zentrum der Niederlande, Straus selbst lehrt dort seit mehr als einem Jahrzehnt nebenberuflich. Ihr Spezialgebiet ist die nicht minder sperrig klingende Pharmakoepidemiologie, die die Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln in ganzen Bevölkerungen untersucht. Die Bewertung der Sicherheit eines Impfstoffs fügt sich hier nahtlos ein.

Ihre gesamte Karriere verbrachte Straus beim "Medicines Evaluation Board", kurz MEB, das für die Arzneimittelsicherheit in den Niederlanden zuständig ist. Ihre Führungsrolle dort legte sie 2012 zurück, als sie ein Ruf der EU ereilte.

"Gute, belastbare Wissenschaft"

Diese hatte in diesem Jahr ihre Gesetze zur Arzneimittelsicherheit überarbeitet, um europaweit agieren zu können und unnötige Todesfälle durch kleinteilige Überwachungsstrukturen zu vermeiden. Die EMA gründete daraufhin das PRAC. Straus war Gründungsmitglied, sechs Jahre später, im Herbst 2018, übernahm sie den Vorsitz, ein halbes Jahr danach zog die Agentur von London nach Amsterdam.

Da war von Pandemie und Impfstoffsorgen noch keine Rede, doch Straus’ Motto hat bis heute Bestand: "Das Herzstück aller Aktivitäten des PRAC sind Patientensicherheit und der Schutz der öffentlichen Gesundheit", erklärte sie damals. "Gute, belastbare Wissenschaft ist der Antrieb unserer Arbeit." (Ricarda Opis, 18.3.2021)