Tendenziell sind sehr große Firmen (mit mehr als 5000 Mitarbeitenden) langsamer auf dem Weg in die agile Organisation als kleinere Unternehmen, zeigt der "Agile Pulse 2020".

Foto: istock/getty

Seit Jahren lautet das Mantra, dass agil organisierte Unternehmen nicht nur reagibler, sondern auch krisenfester sind. Die Management- und Technologieberatung Bearing Point bestätigt das erneut in ihrem "Agile Pulse 2020". Agil aufgestellte Firmen, so diese Befragung unter mehr als 370 Corporates, seien besser durch das Pandemiejahr gekommen.

Über 60 Prozent der Befragten haben innerhalb der vergangenen drei Jahre agile Organisationsformen eingeführt. Vorwiegend werden solche Praktiken auf Team-Ebene (81 Prozent) und auf Abteilungsebene (62 Prozent) eingesetzt. Scrum, Kanban und Design-Thinking sind die drei Top-Rahmenwerke dafür. Interessant, dass das Management "agil" zwar offenbar verordnet, selbst aber traditionell bleibt: Nur 29 Prozent haben solche Praktiken auf Strategieebene eingezogen, nur 26 Prozent auf der Managementebene.

Diskrepanz

Gleichzeitig sehen die Führungskräfte agile Aufstellung positiver als Mitarbeitende: Doppelt so viele Chefs sagen, ihr Unternehmen könne sich damit schnell und flexibel anpassen, als ihre Mitarbeitenden das sagen (20 Prozent). Als Motive für die Einführung wird zuerst Erreichen von mehr Flexibilität genannt, gefolgt von Erhöhung der Geschwindigkeit und stärkerer Kundenzentrierung.

Tendenziell sind sehr große Firmen (mit mehr als 5000 Mitarbeitenden) langsamer auf dem Weg in die agile Organisation als kleinere Unternehmen. Fast 70 Prozent sagen, dass ihre Organisation jetzt hybrid, also in einer Mischung aus agil und traditionellem Wasserfall, aufgestellt ist. Nur 14 Prozent geben an, rein klassisch aufgestellt zu sein.

Größter Knackpunkt auf der Reise in die agile Arbeitswelt ist demnach die Unternehmenskultur und deren Widerstand. Aber es zeigt sich auch das alte agile Dilemma: Während Mitarbeitende dann mehr Selbstbestimmung und Mitsprache wollen, fokussieren Firmen eher auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes. (kbau, 23.3.2021)