Kronprinz Mohammed bin Zayed Al Nahyan will keine Rolle im israelischen Wahlkampf spielen.

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Benjamin Netanjahu tritt als Impfweltmeister zu den Wahlen an, aber auch seine außenpolitischen Erfolge – die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen Israels zu anderen Staaten während der letzten Jahre – können sich sehen lassen. Die Krönung sind die vergangenes Jahr erreichten "Abraham Accords" mit arabischen Staaten, und da vor allem die Normalisierung mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die sich ihrerseits zum gewichtigen Akteur weit über die Golfregion hinaus gemausert haben.

Die Wahlkampfzeit in Israel erwies sich jedoch als stressig für die israelisch-emiratischen Beziehungen. Der emiratische Politikwissenschafter Abdulkhaleq Abdullah twitterte pointiert vom Honeymoon, der schnell verflogen sei, und mit einem Tweet von Ex-Außenminister Anwar Gargash wurde die angespannte Stimmung sozusagen amtlich: Die VAE würden sich nicht am israelischen Wahlkampf beteiligen, nicht jetzt und niemals, ließ Gargash, nunmehr Präsidentenberater, verlauten.

Laut israelischen Medien haben die VAE aus Ärger über Netanjahu die Vorbereitungen für einen Gipfel im April eingefroren, bei dem die Abraham-Verträge mit dem Sudan unterschrieben hätten werden sollte. Dazu wurde auch US-Außenminister Antony Blinken erwartet. Der Sudan war nach den VAE und Bahrain – und vor Marokko – das dritte Arabische-Liga-Land gewesen, das 2020 seine Normalisierung mit Israel bekanntgab.

Nützlicher Kronprinz

Netanjahu hatte, so sieht man es in den VAE, zuletzt etwas zu plump versucht, den starken Mann der Emirate, Mohammed bin Zayed Al Nahyan, in seinen Wahlkampf einzubinden. MbZ, wie er genannt wird, ist der Kronprinz von Abu Dhabi und regiert für seinen amtsunfähigen Bruder Khalifa, den Herrscher von Abu Dhabi und Präsidenten der VAE.

Am 11. März musste ein Besuch von Netanjahu in Abu Dhabi, bei dem er MbZ zumindest für eine Foto-Opportunity am Flughafen getroffen hätte, kurzfristig abgesagt werden. Auf einen weiteren Versuch eine Woche später ließen sich die Emirate nicht mehr ein.

Schon zuvor hatte es laut Washington Post Ärger darüber gegeben, dass Netanjahu seinen Außenminister Gabi Ashkenasi nicht nach Abu Dhabi hatte fahren lassen, um die israelische Botschaft zu eröffnen. Aus Abu Dhabi wurde auch Netanjahus Behauptung relativiert, die VAE stünden mit Investitionen von zehn Milliarden US-Dollar bereit – die nur ihm, als Ministerpräsidenten, zu verdanken seien. Industrie- und Technologieminister Sultan al-Jaber präzisierte daraufhin, dass die VAE wirtschaftlichen Kriterien folgend investierten, nicht aufgrund von Beziehungen mit Politikern.

Die Financial Times berichtet, dass auch israelische Geschäftsleute – die wie ihre emiratischen Kollegen begierig darauf sind, wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen – zu spüren bekämen, dass Abu Dhabi die Bremse angezogen habe.

Krise mit Jordanien

Der Besuch Netanjahus am 11. März fiel einer Krise mit Jordanien zum Opfer: Nachdem Kronprinz Hussein bin Abdullah wegen Unstimmigkeiten über Sicherheitsarrangements auf einen Besuch in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem verzichten musste, machte Amman am nächsten Tag Probleme mit einer Freigabe des Flugs von Netanjahu. Laut Ben Caspit ist der Hergang noch immer nicht ganz geklärt, auf Al-Monitor schließt er, sich auf israelische Diplomaten stützend, nicht aus, dass Abu Dhabi die jordanische Entscheidung, Netanjahu zu behindern, sogar unterstützt habe.

Caspit schreibt weiter, dass der wütende Netanjahu daraufhin den gesamten israelischen Luftraum für Flüge nach und von Jordanien sperren lassen wollte – was dem Friedensabkommen von 1994 widersprochen hätte. Das wurde vom israelischen Transportministerium jedoch nicht sofort ausgeführt und später von Netanjahu widerrufen.

Die VAE spielen bei den Abraham Accords eine Rolle, die weit über ihre eigene Annäherung an Israel hinausgeht. Abu Dhabi "ermutigt" aktiv andere Länder dazu, mit Israel Beziehungen aufzunehmen, etwa durch Zusagen von wirtschaftlichem Engagement: Das war im Sudan und Marokko der Fall – ebenso wie in Mauretanien, das auf der möglichen Kandidatenliste steht.

Den VAE selbst war von US-Präsident Donald Trump der Verkauf von F-35 versprochen worden, dem modernsten aller US-Kampfjets, der bisher Israel vorbehalten war. Nachfolger Joe Biden lässt dieses Geschäft jedoch derzeit prüfen. Der emiratische Grant darüber erstreckt sich wohl auch etwas auf Israel. (Gudrun Harrer, 23.3.2021)