In fast allen Gemeinden gibt es Möglichkeiten, Selbsttests unter Aufsicht durchzuführen – hier etwa im Lustenauer Reichshofsaal.

Foto: Miro Kuzmanovic

Die Gemeinden organisierten dafür viele ehrenamtliche Mitarbeiter – die logistische Meisterleistung hinter den gesteigerten Testkapazitäten bleibe laut dem Lustenauer Bürgermeister oft unerkannt.

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Die aktuell 135 Gratis-Testmöglichkeiten in Vorarlberg setzen sich zusammen aus acht Landes-, 72 Gemeinde-, sechs Bundesheer- und 15 Testbus-Stationen. Darüber hinaus sind 34 Apotheken eingebunden.

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Zwar blieben die großen Maßnahmen nach den Regierungsberatungen am Montag aus, Nachschärfungen gibt es in manchen Bereichen aber dennoch, zum Beispiel beim Testen. Die Möglichkeiten sollen hier einerseits weiter ausgebaut werden. Andererseits sollen auch in den Teststraßen vermehrt sogenannte "Nasenbohrtests" zum Einsatz kommen – um noch mehr Leute zum Testen zu motivieren.

Mehr als 100.000 Tests pro Woche

Jenes Bundeland, das laut Corona-Kommission verhältnismäßig am meisten testet, ist Vorarlberg. Die Testkapazität wurde vor zehn Tagen im Vorfeld der Wiedereröffnung der Gastronomie und weiterer Öffnungsschritte auf 145.000 Tests pro Woche erhöht. Die Besonderheit im Ländle: Die Selbsttests bzw. Wohnzimmertests gelten für Kinder und Jugendliche als Eintrittsticket für das Sporttraining oder den Musikunterricht, aber auch für Veranstaltungen. Wenn die Selbsttests unter Aufsicht durchgeführt werden, dann kann mit einem negativen Ergebnis sogar das Wirtshaus besucht werden – sie gelten dann, wie die Antigentests, für 48 Stunden. Ob unter Aufsicht oder zu Hause: Wer den Selbsttest für Sport, Veranstaltungen oder zum Essengehen verwenden will, muss diesen mittels QR-Code registrieren lassen.

Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) räumte ein, dass die Selbsttests nicht vollkommen fälschungssicher seien, er vertraue aber der Bevölkerung. Personen, denen das Selbsttest-Handling zu kompliziert sei, sollen im Familien- und Bekanntenkreis um Hilfe fragen oder sich in einer Teststation testen lassen, schlug der Landesrat vor.

Das umfassende Angebot stößt scheinbar auch auf große Nachfrage: Innerhalb der Vorwoche wurden im Ländle insgesamt 105.214 Corona-Tests durchgeführt bzw. registriert – eine Steigerung von 67 Prozent in einer Woche. Damit wurde rein statistisch betrachtet ein Viertel der Bevölkerung kontrolliert. 73.756 davon waren Antigentests durch medizinisch qualifiziertes Personal (rund 70,1 Prozent), 28.796 Selbsttests in Teststraßen unter Aufsicht (rund 27,4 Prozent) und 2.653 zu Hause durchgeführte registrierte Selbsttests (2,5 Prozent).

Warum sich Menschen Selbsttests holen

Die aktuell 135 Gratis-Testmöglichkeiten in Vorarlberg setzen sich zusammen aus acht Landes-, 72 Gemeinde-, sechs Bundesheer- und 15 Testbus-Stationen. Darüber hinaus sind 34 Apotheken eingebunden.

In den Gemeinden können sich Bewohnerinnen und Bewohner zwei Selbsttests pro Woche holen. In den Apotheken sollte es eigentlich fünf geben, viele stehen aber vergeblich Schlange, zum Beispiel in Lustenau. "Ich war gerade bei zwei Apotheken, beide hatten überhaupt keine Gratistests mehr", sagte ein junger Mann am ersten Öffnungstag vergangenen Montag am späten Vormittag. Er hole sich die Tests nicht, um ins Wirtshaus gehen zu können, sondern weil er wieder mehr soziale Kontakte wolle, "und das mit einer Sicherheit im Hintergrund."

Das dürfte auch bei vielen anderen der Fall sein, die zur Ausgabe in Lustenau kommen – eine junge Frau gibt an, sie wolle sich diese Woche noch mit ihrer Oma treffen und sei deswegen hier. Eine andere Frau braucht die Tests für das Sporttraining der Kinder. "Sie werden zwar am Vormittag in der Schule getestet, die Ergebnisse gelten für den Nachmittag aber nicht. Das finde ich wirklich nicht nachvollziehbar."

Unsichtbare Stärke der Kommunen

Dass die Leute zu ihren Tests kommen bzw. zuvor über die Möglichkeit informiert werden, dass es genügend Mitarbeiter für die Testungen gibt, all das liege an der Stärke der Kommunen, sagt der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP). Durch seinen Twitter-Kanal, auf dem der studierte Philosoph das aktuelle politische Geschehen pointiert – oft mit Wortspielen – kommentiert, ist er auch vielen jenseits des Arlbergs bekannt. Was er seit Corona als Ortsvorsteher erlebt habe, sei aber nichts für einen schnellen Tweet. "Ich könnte ein Buch schreiben", sagt der Lokalpolitiker.

"Mir kommt es manchmal so vor, als würde man diese Stärke der Kommunen übersehen oder sie für selbstverständlich nehmen", meint der Bürgermeister. "Die Vorgaben vom Bund, die müssen wir auf kommunaler Ebene richten. Man weiß aber nie: Was kommt wie und vor allem wann." All das setze eine enorme Flexibilität und unheimliches Engagement von allen möglichen Mitarbeitern, aber auch von vielen ehrenamtlich Beschäftigten voraus. "Ich sage das nicht, weil ich Lob will für die Gemeinden. Aber es gehört einfach mitgedacht und ausgesprochen, was das für eine Arbeit ist. Immerhin gehen wir ja auch wirtschaftlich in Vorleistungen."

Studierende als Risikofaktor

Landesrat Gantner bereiten währenddessen die rund 6.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die außerhalb des Landes studieren und an den Osterfeiertagen zurück nach Hause reisen, Sorgen. Er appelliert deswegen an sie, sich unmittelbar vor der Heimreise zu testen und sich dann auch vor Ort möglichst jeden dritten Tag testen zu lassen.

Laut Dashboard des Landes kam es seit Montag, Mitternacht, im Ländle lediglich zu einer Corona-Neuinfektion – jede dritte Gemeinde verzeichnete am Montag gar keinen Covid-Fall. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Ländle derzeit bei 67. Von den landesweit zur Verfügung stehenden 52 Intensivbetten waren mit Stand Montagvormittag nur noch zwei von Corona-Patienten belegt, in Summe werden 19 Corona-Patienten stationär betreut.

Wien will auf Gurgeltests setzen

In Wien werden statt der bisherigen Selbsttests Gurgeltests forciert – das sind PCR-Tests. Bei der Initiative "Alles gurgelt" können sich bisher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von teilnehmenden Betrieben gratis und zu Hause auf das Coronavirus testen. Die Aktion solle künftig für alle Bewohner der Stadt gelten, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag. Weil es sich dabei aber um eine "logistische Herausforderung" handle, ist unklar, wann genau das passieren wird. Der Plan war ursprünglich, mit einer Testphase zu beginnen und ab März auch Privatpersonen miteinzubeziehen – das dürfte sich verzögern.

Derzeit nehmen laut orf.at 4.000 Unternehmen mit insgesamt 210.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Initiative teil, was aber nicht heißt, dass sich alle davon testen – teilweise machen auch nur einzelne Abteilungen der Betriebe mit. Am Freitag wurde die Wiener Polizei in das Programm mit aufgenommen, hier kommt es bei den Impfungen bekanntlich zu Verzögerungen.

Der Ablauf ist dann so: Die Mitarbeiter der teilnehmenden Unternehmen holen ihre Tests bei einer Bipa-Filiale ab. Anschließend wird vor laufender Kamera gegurgelt. Der Test muss dann wieder in den Filialen abgegeben werden. Innerhalb von 24 Stunden soll das Ergebnis da sein. Das setzt natürlich eine enorme Laborkapazität voraus – wahrscheinlich ein weiterer Grund, weswegen der breite Start der Aktion noch auf sich warten lässt. (lhag, APA, 23.3.2021)