Louis Rossmann will die Wähler in Massachussetts über das "Right to Repair" abstimmen lassen.

Foto: Youtube/Louis Rossmann

Wie viel Kontrolle haben wir über die Geräte, die wir kaufen? Gerade bei Smartphones oder Laptops wird es da spätestens haarig, wenn es ans Reparieren geht. Aktuelle Notebooks sind oft schwer zu öffnen, bei Smartphones tauschbare Batterien längst aus der Mode gekommen und wenn es um Ersatzteile oder Reparaturanleitungen geht, geben sich viele Hersteller geizig.

Alternative Reparaturanbieter müssen sich also entweder nachgebauten, von Altgeräten geretteten oder auf möglicherweise zweifelhaftem Wege vertriebenen Ersatzteilen behelfen oder können überhaupt nicht weiterhelfen. Eine Situation, die ein sogenanntes "Recht auf Reparatur" entspannen könnte.

Für ein solches in den USA setzt sich auch Louis Rossmann. Der New Yorker betreibt ein Unternehmen, das sich insbesondere auf die Reparatur von Apples Macbooks spezialisiert hat und hat einen Youtube-Kanal mit rund 1,6 Millionen Followern. Dazu reist er immer wieder durch die Vereinigten Staaten, um bei Anhörungen hinsichtlich Gesetzesinitiativen für besagtes Recht vorzusprechen.

Louis Rossmann zu seiner Initiative.
Louis Rossmann

Wenig Hoffnung auf Politik

Doch auf politische Hilfe will er nicht mehr warten. Viele Politiker seien ahnunglos oder desinteressiert und damit leicht von Lobbyisten zu beeinflussen. Andere würden das Thema ständig nachreihen und oft fänden sich auch Interessenskonflikte – etwa wenn der Leiter eines zuständigen Ausschusses einen Autohandel betreibt.

Das Resultat: Hersteller könnten wichtiges Wissen und Teile für grundlegende Reparaturen zurückhalten. Etwa einen Ladechip und damit einer der Komponenten, die bei moderner Elektronik am häufigsten kaputt gehen, so Rossmann. Betroffen sind aber nicht nur Handys und Laptops, sondern genauso auch landwirtschaftliches Equipment oder medizinische und militärische Geräte.

Daher will er den üblichen politischen Prozess weitestgehend umgehen und eine Direct Ballot Initiative – in etwa vergleichbar mit einer Volksabstimmung – im US-Bundesstaat Massachussetts ins Rollen bringen. Als Vorbild dient das "Recht auf Reparatur", das es für Autos bereits gibt. Es wurde ebenfalls auf diesem Wege durchgesetzt.

Spendensammlung

Für seine Initiative sammelt Rossmann nun Geld per Crowdfunding auf Gofundme. Zumindest sechs Millionen Dollar sollen lukriert werden, was an unteren Ende der geschätzt aufzubringenden Mittel von 5 bis 25 Millionen Dollar liegt. Letzterer Betrag kostete einst die Abstimmung für ein Recht auf Reparatur für Autos. Er hofft, dass eine erfolgreiche Durchführung am Ende, wie das Vorbild, folgen für den Umgang mit Elektronikreparaturen im ganzen Land haben wird. Mit dem gesammelten Geld soll jene Anwaltskanzlei engagiert werden, die auch schon damals federführend war. Sie wäre dann für die Finalisierung des abzustimmenden Gesetzesentwurf und das zur Abstimmung führende Prozedere verantwortlich.

Louis Rossmann repariert ein Macbook.
Louis Rossmann

"Ich kann euch nicht den Sieg versprechen, aber ich verspreche euch, (…) dass ich mein Leben diesem Anliegen widmen werde, noch vor meiner Firma und meinem Youtube-Kanal", schreibt der Techniker, für den die Angelegenheit nicht nur wirtschaftlichen Bezug hat. Die Kunst des Reparierens habe ihn von jemandem mit 268 Dollar in der Tasche zu einem finanziell abgesicherten Firmenchef gemacht. Er helfe seinen Kunden, wichtige Erinnerungen von ihren Rechnern zu sichern und Geld zu sparen. Der Branche verdanke er alles und er wolle sicher stellen, dass auch die nächste Generation von Technikern als Reparaturdienstleister Fuß fassen könnten.

Guter Start

Die Spendensammlung läuft noch bis August, frühestens 2022 könnte dann die Direktabstimmung erfolgen. Die Zeit dazwischen soll mit Kampagnen für das Anliegen gefüllt werden, um ein positives Abstimmungsergebnis zu erzielen. Wird das Spendenziel verfehlt, so setzt man weiter auf "traditionelles" Lobbying für ein Recht auf Reparatur.

Bis jetzt ist man auf einem guten Kurs. Binnen fünf Tagen kamen rund 300.000 Dollar zusammen. Hinzu kommen weitere 100.000, die laut Rossmann von einem Unterstützer per Direktüberweisung an ihn beigesteuert wurden. (gpi, 5.4.2021)