Siegfried Wolf bei einem Werksbesuch in Steyr.

Foto: APA/Werner Kerschbaummayr

Eines muss man Siegfried Wolf lassen. Niederlagen haben den steirischen Maschinenbauer nie nachhaltig zurückgeworfen. Von dem her würde es auch jetzt nicht allzu sehr überraschen, sollte Wolf trotz vernichtenden Votums der Belegschaft gegen sein Übernahmekonzept für den MAN-Standort in Steyr noch ans Ziel kommen.

Davor hatte der vom Auto- und Politikveteran Frank Stronach entdeckte Bauernsohn aus Merkendorf schon einmal bei einem ganz großen Deal das Nachsehen gehabt, das seiner Karriere aber wenig anhaben konnte: 2009 scheiterte sein Versuch, gemeinsam mit einem Teilkonzern des russischen Oligarchen Oleg Deripaska Opel zu kaufen. Obwohl die Vereinbarung mit Opel-Mutter General Motors schon so gut wie fix war, ließen die Amerikaner das Geschäft noch platzen. Bestand hatte und hat hingegen die Kooperation mit dem russischen Milliardär, der Wolf kurz nach dem Scheitern des Opel-Kaufs zum Teilkonzern Russian Machines holte.

"Demokratur"-Verfechter

Dort fühlt sich der Vater zweier Töchter wohl, gilt Wolf doch nicht nur als Putin-Versteher, sondern als Freund des russischen Präsidenten. Ob das Naheverhältnis abgefärbt hat oder Wolf immer schon autoritär angehauchte Züge hatte, lässt sich von außen nicht sagen. Jedenfalls wünschte er sich einst auch hierzulande "ein bisschen mehr russische Demokratur".

Dieses Verständnis könnte auch durch die enge Beziehung zu Frank Stronach gereift sein, der gerne die Weisheit von sich gab: "Wer das Gold hat, macht die Regeln." Die beiden vereinen nicht nur die Ausbildung zum Werkzeugmacher und steirische Wurzeln, sondern wirtschaftspolitisch liberale und gesellschaftlich konservative Ansichten.

Autos statt Munition

Der Austrokanadier engagierte Wolf 1994 von der Munitionsfabrik Hirtenberger weg bei Magna. Mit dem Erwerb von Steyr Daimler Puch wurde die Gruppe schlagartig zu einer Macht in Österreich, unter Wolf wuchs Magna in Europa von 1000 auf 29.000 Mitarbeiter. Wolf war federführend an dem Deal beteiligt, der durch die engen Verbindungen von Franz Vranitzky und Gerhard Randa zu Magna begünstigt wurde. Für Magna stellte die Akquisition eine wohlfeile Gelegenheit dar, vom Komponentenhersteller zum Produzenten kompletter Autos zu werden. Die Leistung blieb nicht unbelohnt, Wolf schaffte den Sprung an die Spitze von Magna.

Der Versuch, die Belegschaft vom Wolf-Konzept zu überzeugen, ist missglückt.
Foto: APA/Werner Kerschbaummayr

Mit dem Aufstieg wuchs auch die Verbindung zur Politik, die ihm erst ein Mandat im Verbund-Aufsichtsrat, dann gar den Vorsitz im Kontrollgremium der damaligen Verstaatlichten-Holding ÖIAG gewährte. Diese Ära war nicht nur von Erfolg gekrönt, Kritiker sehen einen massiven Kontrollverlust der Republik über namhafte Konzerne wie Telekom Austria, die in dieser Phase unter mexikanische Obhut wanderte. Bei der OMV kam es unter Wolfs Oberaufsicht zu einer Hinwendung zur russischen Gazprom, die Befürchtungen eines Ausverkaufs des Energiekonzerns laut werden ließ. Nun schließt sich der Kreis: Bei MAN Steyr hat der 63-jährige Wolf Russian Machines erneut an Bord.

Sollte der Deal tatsächlich platzen, dürfte dem Manager nicht fad werden. 26 Funktionen übt Wolf laut Firmenbuch aus, dazu zählt der Aufsichtsratsvorsitz bei der russischen Sberbank Europe. Dazu kommen Weingüter, Reiterhöfe und feine Immobilien wie Schloss Oberwaltersdorf samt Golfclub Fontana. (as, 9.4.2021)