US-Regisseur Monte Hellman bei einem Viennale-Besuch 1995.

Foto: Christian Fischer

Ned Tanen hieß der Produzent, der für das Universal-Studio Anfang der 1970er-Jahre eine Abteilung leitete, in der die jungen Wilden ungewohnt frei ihre Projekte realisieren durften. Es war ein Fenster, das sich kurz öffnete: Der nach Amerika emigrierte Milos Forman, Peter Fonda, Dennis Hopper und Monte Hellman verwirklichten dort persönliche Filme, die später zu den radikaleren Enden im System "New Hollywood" gehörten.

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Hellman drehte damals ein Roadmovie: Two-Lane Blacktop. Heute gilt es als Glanzstück des Genres, als schillernder Endpunkt, nach dem man nur noch mit Nostalgie auf die Bewegung "on the road" reagieren konnte. Es geht um drei Typen, zwei Motoren, ein Rennen von Westen nach Osten. Hellman wählte eine ungewöhnliche Besetzung. Im einen Wagen sitzt der Musiker James Taylor mit Dennis Wilson, dem Drummer der Beach Boys, im anderen der großartige Warren Oates, mit dem der Regisseur mehrfach arbeitete. Sie heißen Mechanic, Driver, G.T.O, Laurie Bird fährt als The Girl auch mit.

Keine falschen Illusionen

US-Publizist Kent Jones nannte Two-Lane Blacktop einmal das unromantischste Roadmovie, das man sich vorstellen kann. Tatsächlich ist es so nahe an der Essenz des Genres, dem beständigen Vorwärtsgleiten, und zugleich so nüchtern und präzise im Blick auf den ausgebeulten Heroismus seiner Figuren, dass sich jede falsche Illusion wie von selbst verbietet.

Hellman, 1929 in Brooklyn geboren, lernte sein Handwerk wie viele in seiner Generation in der Billigfilmfabrik von Roger Corman, wo er zunächst als Cutter tätig war. Seine ersten wichtigen Filme waren Western, The Shooting und Ride in the Whirlwind, beide mit dem jungen Jack Nicholson. Der erste Film ist verrätselt existenzialistisch noch in seiner Nüchternheit, inmitten ebener Landschaften. Man meint fast, den Einfluss von Samuel Beckett zu spüren, den Hellman davor am Theater inszeniert hat.

Hahnenkampf und Tarantino

Anders als Francis Ford Coppola, Steven Spielberg oder Brian De Palma wurde Hellman nie zum Starregisseur, sondern blieb ein Mann für Insider, dessen Ruhm nicht zuletzt in Europa beharrlich anwuchs. Warum das so war, kann man auch an dem Hahnenkampfdrama Cockfighter (erneut mit Oates) sehen, in dem er sich um keine Erzählkonventionen scherte – die zentrale Figur ist nur im Voiceover zu hören.

Sporadisch kehrte Hellman danach hinter die Kamera zurück, zuletzt 2011 für den Thriller Road to Nowhere. Davor koproduzierte er Quentin Tarantinos Debüt Reservoir Dogs, den er eigentlich selbst inszenieren wollte. Hellman blieb ein Mann der Leidenschaft, er drehte, wie er einmal sagte, aus egozentrischen Gründen: "Uns kümmerte nicht, was die Kritiker sagten oder wie viele Leute den Film sehen wollten."

Am Dienstag ist Monte Hellman im Alter von 91 Jahren in Palm Desert, Kalifornien, gestorben. Auf seiner Ranch empfing er noch gerne jüngere Filmemacher und teilte dabei Margaritas aus. (Dominik Kamalzadeh, 22.4.2021)