Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei einer Gurgelbox: In der Bundeshauptstadt wird stark auf die Gurgeltests gesetzt.

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Wien will Corona hinter sich lassen: Auf großflächigen Plakaten verabschieden sich die Leute bereits vom Virus. "Tschau mit Au, Corona" heißt es da etwa. So einfach ist es natürlich nicht, das weiß auch die Wiener Stadtregierung. Am Donnerstag traf sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) daher wieder mit seinem Vize Christoph Wiederkehr (Neos) sowie mit Expertinnen und Experten, um über die Lage in der Bundeshauptstadt zu beraten. Entscheidungen wurden dabei vorerst keine getroffen. Vielmehr werden die Ergebnisse in die für Freitag angesetzten Gespräche mit dem Bund einfließen, hieß im Büro des Bürgermeisters.

Am Freitag treffen die Landeshauptleute auf die Bundesregierung und auf Expertinnen und Experten – die nächsten Öffnungsschritte sind freilich schon fix, Details aber noch offen.

Vorsichtiger Ludwig

In Wien ist Ludwig vorsichtiger, vor allem im Hinblick auf weitere Mutationen, sagte der Stadtchef am Dienstag. "Jetzt habe ich eher den Eindruck, es gibt einen Wettlauf, wer früher Öffnungsschritte in der Öffentlichkeit ankündigt. Ich glaube, es wäre besser, wenn man koordiniert in der Politik vorgehen würde."

Die Bundeshauptstadt verpasste sich deswegen in der Vergangenheit auch schon strengere Regeln als im Rest des Landes: Ein einmaliger Selbsttest pro Woche reicht für Beschäftigte in der Gastronomie nicht, sie müssen durchgehend getestet sein. Wenn kein solcher Nachweis da ist, gilt es, FFP2-Maske zu tragen, mit Test reicht ein Mund-Nasen-Schutz.

Kurve geht nach unten

Die Zahlen entwickeln sich in der Bundeshauptstadt jedenfalls gut: Auch seit den letzten Öffnungsschritten vom 19. Mai – die Gastronomie und viele andere Bereiche öffneten – geht die Kurve nach unten – wie in ganz Österreich. Freilich können sich die möglichen Auswirkungen der letzten Öffnungsschritte auch erst zeitverzögert zeigen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit in Wien bei 36, auf der Intensivstation befinden sich 59 Patientinnen und Patienten wegen Corona. Mitte April waren es 245 Personen.

Auch die Wiener Abgeordneten beschäftigen sich am Donnerstag nochmals intensiv mit dem Thema Corona: Im Gemeinderat findet zunächst eine Fragestunde mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) statt. Er soll drei Fragen beantworten: Eine zur "Erstimpfung für alle Wienerinnen und Wiener"; eine weitere zu "Long-Covid-Patienten – Anlauf- und Betreuungsstellen" sowie eine dritte Anfrage zu "Corona-Hilfsmaßnahmen – Rettungspaket für die Spitäler".

Vorbereitungen für Impfung von Jugendlichen

Hacker berichtete, dass die Vorbereitungen bei den Jugendlichen für die Covid-Impfung voll angelaufen sind. In der Gruppe der 12- bis 15-Jährigen seien bereits 15 Prozent angemeldet, in der Altersgruppe von 16 bis 19 Jahren bereits 55 Prozent. Das sei großartig. Allerdings: "Das einzige was uns fehlt, ist der Impfstoff." Denn es würde sich um 140.000 Jugendliche insgesamt handeln. Die dafür nötigen 280.000 Impfdosen "werden wir nicht bekommen". Man werde sich darum zunächst auf Personen konzentrieren, die aufgrund besonderer Umstände eine Impfung erhalten sollten – etwa Bewohnerinnen und Bewohnern von Behinderteneinrichtungen.

Insgesamt gebe es in Wien mit dem heutigen Tag bereits über eine Million Vorgemerkte. Dies sei mehr als die Hälfte der Bevölkerung. "Ich gebe zu, das überrascht mich." Die Impfbereitschaft sei höher als ursprünglich vermutet, sagt der Gesundheitsstadtrat.

Kein Streit wegen Impf-Ausgleich

Der Ressortchef informierte auch über den Bundesländer-Ausgleich bei den Vakzinen. Wien erhalte einen solchen, da viele Personen, die nicht in der Stadt gemeldet seien, hier geimpft würden – weil sie hier arbeiten. Dazu gebe es keinen öffentlichen Streit, beteuerte er. Es sei von Anfang an ausgemacht gewesen, dass es einen solchen Ausgleich geben werde. Aus Niederösterreich erhalte Wien etwa 30.000 Dosen. "Das findet sehr einvernehmlich statt." Politisches Hickhack wäre hier unangebracht.

Auch Zahlen zu aktuellen Testungen wurden am Donnerstag veröffentlicht – etwa über die Beteiligung in Schulen, Kindergärten und Horte. Seit Jänner können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort testen lassen. Seit Ostern gibt es zwei Testtage pro Woche. Mit heutigem Stand wurden dabei über 600.000 PCR-Untersuchungen durchgeführt, wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und Gesundheitsstadtrat Hacker mitteilten.

Was der FPÖ missfällt

Nach der Fragestunde hatte die FPÖ eine aktuelle Stunde beantragt. Das Thema: "Freiheit für Wien! Keine Corona-Schikanen und Zugangsbeschränkungen!" Anträge bringen die Blauen zu einem Aus der Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler und der Forderung nach finanziellen Belohnungen für Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur für ihre Leistungen in der Krise ein.

Den Freiheitlichen missfällt auch, dass die Pandemie die Sitzungen des Gemeinderats an einen größeren Ort verlagerte: Derzeit kommen die Mandatare nicht im Gemeinderatssitzungssaal, sondern im viel größeren Festsaal zusammen. Parlamentarismus könne dort aber keiner stattfinden, sagt FPÖ-Klubchef Maximilian Krauss. Zwischenrufe seien nämlich kaum zu hören, die Debatte lebe aber von Rede- und Gegenrede. Geplant ist ein Umzug aber derzeit nicht. (Lara Hagen, APA, 27.5.2021)