Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Nur zwei von neun ORF-Landesdirektoren sind Frauen, im ORF-Direktorium steht es derzeit 50:50 zwischen Männern und Frauen, und der Generaldirektor ist ein Mann: Lothar Lockl, Sprecher der grünen Stiftungsräte im ORF, verlangt im Gespräch mit dem STANDARD einen "signifikant höheren Frauenanteil" in der ORF-Führung.

"Beschämend"

Lockl verweist vor allem auf die Landesstudios: In den neun Länder-ORFs gebe es keine einzige Chefredakteurin. Ein "beschämender" Umstand, sagt der Stiftungsrat. Eine der beiden Landesdirektorinnen – Brigitte Wolf – wird nach bisherigen Infos voraussichtlich nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen.

"Bei vielen erfolgreichen Unternehmen ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf den oberen Führungsebenen nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern ein wesentlicher Teil ihres Selbstverständnisses", sagt Lockl mit Blick auf die Bestellung des ORF-Generaldirektors am 10. August und der ORF-Direktoren und -Landesdirektoren auf dessen Vorschlag am 16. September 2021.

"ORF sollte hier nicht hinterherhinken"

Lockl: "Viele Unternehmen, in denen Frauen und Männer auf Direktions-, Vorstands- oder Geschäftsführungsebene gleichberechtigt zusammenarbeiten, sind innovativer, schreiben bessere Zahlen und haben eine modernere Team-, Organisations- und Führungskultur. Der ORF sollte hier nicht hinterherhinken."

Das gelte auch für die Führung des multimedialen Newsrooms – also die ab 2022 vereinten Redaktionen von TV, Radio und Online: "Auch da würde ich mir wünschen, dass für die Führungsfunktionen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen gefunden wird."

Der grüne Stiftungsrat betont: "Es gibt im ORF und im Medien- und Innovationsbereich hochqualifizierte Frauen, die für oberste Führungsfunktionen mehr als geeignet sind. Die Ausrede, es gebe keine qualifizierten Frauen, kann man nicht gelten lassen." (fid, 4.6.2021)