Das "Pferd als Geilomobil": Herbert Kickl 2018 als Innenminister auf dem Pferd Karlo der bayerischen Polizei.

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Astrologie beruht auf der Annahme, dass die Sterne nicht lügen. Bei der Astrologie, die keiner Sterne bedarf, wird die Frage nach der Wahrheit bedeutungslos. In diesen Tagen überschlagen sich die Medien ein wenig in FPÖ-Astrologie.

"Unerklärter Kampf"

Dazu ein Gastkommentator in der "Presse": Es ist ein Paradox der österreichischen Politik, dass sich die Öffentlichkeit trotzdem immer wieder hingebungsvoll um das Schicksal dieser Paria-Partei annimmt. Schon Jörg Haider wurde von jenen Medien groß gemacht, die vorgaben, ihn zu bekämpfen, ihm zugleich aber eine Bühne boten. Das ist auch momentan wieder so, da Norbert Hofer und Herbert Kickl einen unerklärten Kampf um die Führung der Partei austragen.

Besonders unerklärt war der Kampf um die Führung dieser Paria-Partei zwar nicht, und auch der Erklärungsversuch, jene, die vorgaben, Haider zu bekämpfen, hätten ihn groß gemacht, indem sie ihm eine Bühne boten, ist inzwischen ziemlich abgestanden. Es war vor allem die "Kronen Zeitung", die Haider eine Bühne geboten und ihn damit groß gemacht hat, allerdings ohne dabei vorzugeben, ihn zu bekämpfen. Ganz im Gegenteil.

"Die FPÖ kann nicht anders"

Es ist auch nicht die Öffentlichkeit, es sind die Medien insgesamt, die sich, keineswegs immer hingebungsvoll, sondern auch durchaus kritisch um das Schicksal dieser Paria-Partei annehmen. Ob auch immer richtig, ist eine andere Frage. "Die Presse" sah nach Hofers Rücktritt in einem Kommentar die FPÖ dem Fluch eines unentrinnbaren Schicksals unterworfen: Die FPÖ kann nicht anders. Es hat – wieder einmal – der radikale Flügel über den moderaten in der FPÖ gesiegt. Als ob Hofer gar so moderat gewesen wäre. Der Gegensatz bestand eher in prinzipiell laut und situationsbedingt leise. Wer ein Jahr vor einer Bundespräsidentenwahl mit einem nochmaligen Antritt liebäugelt, würde sich aus dem Rennen nehmen, träte er auf wie Kickl. Mit dem, wie es drinnen aussieht, hat das wenig zu tun.

Pferd als Geilomobil

Der Weg der FPÖ in Richtung bürgerliche Mitte ist einmal mehr beendet, er war auch unter Hofer nur ein halbherziger gewesen. Sieht man sich die bürgerliche Mitte, wie sie heute von Kurz und seinem Klüngel repräsentiert wird, genauer an, dann sollte der Weg der Paria-Partei in diese Richtung nicht allzu weit sein. Es hat Kurz an Kickl vielleicht weniger die Razzia im BVT gereizt – so etwas könnte er sich bei den Sozialisten in der WKStA doch auch vorstellen – als vielmehr die Provokation mit dem Pferd als Geilomobil.

Und wenn "Die Presse" meint, unter Kickl wird wieder Fundamentalopposition gemacht, die FPÖ kann offenbar nicht anders, sei an die zweimalige Koalition mit der ÖVP erinnert. Strache wollte nicht Fundamentalopposition, sondern in Ruhe politische Geschäfte machen. Sein Versuch auf Ibiza, diese bis in die "Kronen Zeitung" auszudehnen, war ein wenig überzogen, aber durchaus nicht fundamentaloppositionell begründet. Die FPÖ hat eher das Problem, nicht über genügend geeignete Personen für Regierungsämter zu verfügen. Gegen den Personalfundus einer ÖVP kommt sie nicht auf, was sie fürchten lässt, als Regierungsbeteiligte schwach dazustehen und bei Wahlen schlecht abzuschneiden.

Obwohl die Selbstüberhöhung des Herbert Kickl erst noch der Überhöhung durch die Partei bedarf, ist für die "Salzburger Nachrichten" schon fix: Kickl führt die FPÖ ins politische Abseits. Er hat Sebastian Kurz nie verziehen, dass dieser ihn nach Ibiza als Innenminister entfernt hat. Dafür will er sich rächen, und diesem Ziel ordnet Kickl alles unter. Diese These steht und fällt mit der Frage, wie lange Kurz noch Bundeskanzler ist und ob das Rachebedürfnis Kickls dauerhaft stärker ist als jede politische Räson, die man einem Parteiobmann abverlangt. Und ob er sich als Koalitionspartner nicht besser rächen könnte.

Fellner gegen Dichand

Aber was ist schon Kickl vs. Haimbuchner im Vergleich zu Fellner gegen Dichand. Nun hat "Österreich" enthüllt, dass es mit der Pöbelresistenz des scheidenden Öbag-Chef gar nicht so weit her ist. Er soll ohne Diplomatenpass, aber mit Christoph Dichand geflogen sein, wegen dessen Verarmung dürfte laut Chat-Prokollen das Finanzministerium die Rechnung für den Flug übernommen haben*. Schmid soll sogar den Buchungsauftrag erteilt haben: "Aber für Dichand Business." Wen wundert es da noch, dass die Wahrheit ruchbar wird: "Krone" will Fellner-Erfolg stoppen. Aber nicht den beim Po-Grapschen, nur den in der medialen Welt. Gegrapscht wurde nie. (Günter Traxler, 5.6.2021)