Magische stimme: bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva.

Sonya Yoncheva – Rebirth

Die Dame war schon Puccinis Tosca, sie vermag also den Hochseilakt zwischen Dramatik und Lyrik ohne Absturzgefahr zu bewältigen. Die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva zeigt auf Rebirth (Sony) zudem, dass sie es versteht, ihre Möglichkeiten auch im barocken Fach stiladäquat dosiert einzusetzen, um der melancholischen Tönung des frühen Barock Glanz einzuhauchen. Feinnervig begleitet von der Cappella Mediterranea (unter Leonardo García Alarcón), vermittelt sie Trauer zwischen Cavalli und Monteverdi sehr kunstvoll. Mit dabei auch ein etwas leichtgewichtiges Arrangement von Abbas Like an Angel Passing through my Room. War nicht zwingend notwendig.

Sonya Yoncheva - Topic

Melody Gardot – Sunset in the Blue

An sich gehört Melody Gardot zu den interessanteren Stimmen des Mainstream-Jazz mit Sympathien auch für Chansons. Gardots Timbre, markant herb, vermag Balladen Tiefe zu verleihen. Hat sie bewiesen. Ihre Neuheit Sunset in the Blue (Universal) leidet jedoch am unterschwelligen Wunsch, es jedem recht zu machen. Die Arrangements sind süßlich angelegt, Gardot wirkt eingesperrt in eine Wolke aus Trivialität. Moon River etwa ist von seltsamer vokaler Unscheinbarkeit. Das Duo mit Sting (bei Little Something) wirkt (popmäßig betrachtet) in seiner Leichtigkeit hingegen unbeschwert sommerlich und stimmig. Ansonsten schlägt sich Gardot unter ihrem Wert. Das Drumherum wirkt, als sollte es auch in einem Kaufhaus als als akustische Tapete funktionieren.

BBC Music

Fred Hersch – Songs from Home

Pianist Fred Hersch quasi privat: Während der Pandemie verließ er New York und nahm in seinem Haus in Pennsylvania die Songs From Home auf (Palmetto / Broken Silence). Solo widmet er sich jenen musikalischen Einflüssen, die ihn einst auch prägten. Das Repertoire reicht von Wouldn’t It Be Loverly (aus dem Musical My Fair Lady) über Duke Ellingtons Solitude bis hin zu When I’m Sixty-Four (Beatles). Hier durchstreift ein gewitzter Stilist entspannt und ohne etwas beweisen zu müssen Songgärten und zeigt, dass er das Material auch mit zugänglich-sangbarem Ansatz subtil mit Ideen aufzuladen versteht. Pointierte Heiterkeit, swingende Nostalgie und punktuell aufleuchtende Abstraktheit im Dialog im der Abgeklärtheit in eine sonderbaren .

Fred Hersch - Topic

Fuss/Leichtfried –Little Tales of Light and Sorrow

Ein Jazzduo, das Melos und Struktur im tonalen Bereich ansiedelt und tendenziell auf Reduktion setzt: Trompeter Dominik Fuss und Pianist Jörg Leichtfried sind auf Little Tales of Light and Sorrow’ darauf bedacht, ihre Ideen nicht allzu expressiv erscheinen zu lassen. Da ist zwar mit Fragmente ein eher schräg-experimentelles Stück zu hören. Im Grunde geht es jedoch eher – wie etwa bei New Buildings – um die Entfaltung von kammermusikalisch und sanft groovenden Gesten und Atmosphären. Wenn Trompeter Fuss zum Solo ansetzt, wird allerdings offenbar, dass hier auch ein extrovertiertes improvisatorisches Potenzial schlummert, ausgelebt zu werden und pianistisch gespiegelt zu werden.. (Ljubisa Tosic,8.6.2021)

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