Funke-Verlegerin Julia Becker (hier 2019) will laut Medienbericht den deutschen Medienkonzern komplett übernehmen.

Foto: EPA / David Hecker

Ein langjähriger Gesellschafterstreit unter den "Krone"-Eigentümern soll vor der Klärung stehen – unter den Eigentümern der deutschen Funke-Gruppe. Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker aus der Familie der Mehrheitseigentümer soll die beiden Minderheitsgesellschafter auskaufen, berichtet das "Manager Magazin". Becker wolle auch das Management umbauen, der für die Österreich-Beteiligungen "Krone" und "Kurier" zuständige Geschäftsführer Michael Wüller würde seine Funktion verlieren, heißt es in dem Medienbericht.

Die Funke-Gruppe kommentiere das Thema derzeit nicht, erklärte eine Sprecherin auf STANDARD-Anfrage zum Bericht des "Manager Magazins".

"Hörzu" bis "Krone": Die Funke-Gruppe

Beckers Familienstamm Grotkamp hält bisher 66,6 Prozent an der Funke-Gruppe, je 16,7 Prozent halten der Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner sowie Renate Schubries, beide ebenfalls aus der Familie des Gründers Jakob Funke. Die Minderheitsgesellschafter haben wesentliche Möglichkeiten, Entscheidungen zu blockieren; sie haben, vorsichtig formuliert, Skepsis gegenüber Julia Becker als Verlegerin in der Gruppe erkennen lassen. Die 66,6 Prozent gehören seit 2017, als ihre Mutter Petra Grotkamp sie ihnen übertragen hat, zu drei gleichen Teilen Becker und ihren Geschwistern Nora Marx und Niklas Wilcke.

Die Funke-Gruppe ist mit rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz einer der größten Verlagskonzerne Deutschlands. Neben einer Reihe regionaler Tageszeitungen wie "Westdeutsche Allgemeine", "Berliner Morgenpost", dem "Hamburger Abendblatt" und "Thüringer Allgemeine" gibt sie zahlreiche Yellow-Press- und Programmmagazine wie "Bild der Frau", "Echo der Frau", "Hörzu", "Gong", "Bild + Funk" heraus.

Funke-Partner Benko

In Österreich gehören 50 Prozent an der "Kronen Zeitung", der weitaus größten Tageszeitung des Landes, und 49,44 Prozent am "Kurier" – vereint in Österreichs größtem Verlagskonzern Mediaprint – einer Holdingfirma der Funke-Gruppe. An dieser WAZ Ausland Holding hält die Funke-Gruppe 51 Prozent und seit Jahreswechsel 2018/19 der österreichische Immobilienmilliardär René Benko 49. Benko hat eine Option auf die gesamten Funke-Anteile (80 Millionen Euro sollen beim Einstieg geflossen sein, weitere 80 sind für die übrigen Anteile vereinbart).

Bedingung für eine Komplettübernahme Benkos: Vorrechte der Dichands in der "Krone" wie ein garantierter Gewinn und das Sagen bei Redaktion und Personal müssten fallen. Über diese Vorrechte streiten und prozessieren Funke und Dichand seit Jahrzehnten, bisher verteidigte die österreichische Eigentümerfamilie sie erfolgreich. Mehr zum "Krone"-Streit hier.

250 Millionen für ein Drittel Funke

Das "Manager Magazin" berichtet nun von ausverhandelten 250 Millionen Euro für die Funke-Anteile von Holthoff-Pförtner und Schubries. Die Funke-Gruppe habe schon bisher Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe, berichtet das deutsche Wirtschaftsmagazin.

  • Update: Die Welt schreibt von 280 Millionen Euro für die Anteile von Holthoff-Pförtner und Schubries.

Die Familie Grotkamp hat 2011 dem damaligen Hälfte-Eigentümer Familie Brost für rund 500 Millionen Euro ihre 50 Prozent an der Funke-Gruppe abgekauft. 2014 übernahm Funke, damals noch von Petra Grotkamp kontrolliert, für 920 Millionen Euro Regionalzeitungen und Magazine vom Berliner Medienkonzern Axel Springer. Deshalb mussten die Gesellschafter über Jahre auf Ausschüttungen verzichten, berichtet das Magazin, 2020 und 2021 seien statt geplanter 30 Millionen auf Druck Beckers nur 15 Millionen Euro ausgeschüttet worden. (fid, 15.6.2021)