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Anhand von Algorithmen wurde die Bezahlung zweieinhalb Jahre lang auf eine "Basisrate" herabgesetzt, die sich an der Höhe der durchschnittlichen Trinkgelder an einem Standort orientierte.

Foto: reuters/segar

Der US-Handelskonzern Amazon zahlt der Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) einen Vergleich in Höhe von 61,7 Millionen Dollar. Der Grund: Das Unternehmen hat zweieinhalb Jahre lang Trinkgelder, die eigentlich für Fahrer von Amazon Flex gedacht waren, selbst eingesteckt – und das verschleiert. Das Unternehmen hat den Dienst 2015 gestartet – er erlaubt es Partnerinnen und Partnern der Firma, mit ihrem eigenen Fahrzeug Pakete auszuliefern. Anstatt fest angestellt zu sein, erhalten sie Aufträge und fungieren so als Vermittler zwischen Kunden und Händlern. So funktionieren etwa auch Essensbestelldienste wie Mjam oder der Fahrdienstleister Uber.

Gig Economy

Effektiv bedeutet das, dass sie das gesamte unternehmerische Risiko auf sich nehmen müssen – inklusive der Sozialversicherung oder der Besteuerung der Einnahmen, die sie selbst erledigen müssen. Auch müssen sie ihr eigenes Fahrzeug nutzen, selbst für Benzin zahlen und es selber warten. Dafür erhalten sie zwischen 18 und 25 Dollar pro Stunde. Amazon wirbt damit, dass Trinkgelder gänzlich an die freien Mitarbeiter gehen würden. In der Realität war das allerdings nicht der Fall: In dem Zeitraum zwischen Ende 2016 und August 2019 erhielten die Fahrer nur einen Teil der ausgeschütteten Gelder. Amazon war ohne Bekanntgabe auf ein Modell einer "variablen Grundbezahlung" gewechselt, die je nach Ort variierte.

Herabgesetzte "Basisrate"

Anhand von Algorithmen wurde die Bezahlung so zweieinhalb Jahre lang auf einer "Basisrate" herabgesetzt, die sich an der Höhe der durchschnittlichen Trinkgelder an einem Standort orientierte. Oft war der Grundlohn niedriger als die versprochenen 18 bis 25 Dollar. Um die Kommunikation intransparenter zu gestalten, habe das Unternehmen laut der FTC zudem den Grundlohn und das Trinkgeld in der App für Mitarbeiter kombiniert.

Bei den 61,7 Millionen Dollar handle es sich um die Trinkgelder, die das Unternehmen auf diese weise unterschlagen habe. Amazon verpflichte sich zudem, zumindest 20 Jahre lang die Trinkgelder gegenüber seinen Mitarbeitern nicht mehr falsch zu kommunizieren oder das System zu ändern, ohne die Fahrer zuerst um Erlaubnis zu fragen. Pro Fall soll es anderenfalls eine Strafe in Höhe von rund 44.000 Dollar geben. Die FTC will die Gelder an betroffene Fahrer ausschütten. (red, 16.6.2021)