Die Vorarlberger Grünen setzen künftig auf eine Doppelspitze.

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Bregenz – Einen Tag vor Ende der Bewerbungsfrist haben in Vorarlberg am Freitag Grünen-Klubobmann Daniel Zadra und die stellvertretenden Klubobfrau Eva Hammerer ihre gemeinsame, gleichberechtigte Kandidatur als neue Landessprecher bekanntgegeben. Der Wahl des 36-jährigen Zadra und der 45-jährigen Hammerer bei der Landesversammlung am 26. Juni in Feldkirch dürfte nichts im Wege stehen, auch wenn formal weitere Kandidaturen möglich sind.

Geteilte Macht und Verantwortung

Der als ehrgeizig geltende Lustenauer Zadra ist studierter Jurist und Politikwissenschafter, er sitzt seit 2014 für die Grünen im Landtag, seit 2019 ist er Klubobmann. Er gilt bereits seit längerem, spätestens seit dem angekündigten Rückzug des 62-jährigen Johannes Rauch als Landessprecher, als Kandidat für dessen Nachfolge. Hammerers Name tauchte in den Spekulationen auf, als bekannt wurde, dass die Grünen mit einer Statutenänderung im März eine Doppelspitze ermöglichen. Die Juristin, die sich erst 2015 den Grünen anschloss und seit 2019 im Landtag sitzt, machte sich vor allem in Hard (Bezirk Bregenz) einen Namen mit kantiger, gegen die ÖVP gerichteter Oppositionspolitik.

"Wir haben uns den Schritt sehr genau überlegt", sagte Zadra zur APA. Er und Hammerer hätten bereits lange Erfahrung in der Zusammenarbeit, zuletzt in der Klubführung. Die grünen Landesräte Rauch und Katharina Wiesflecker hätten zudem vorgelebt, wie eine gemeinsame Parteiführung funktionieren könne, die aktuelle Statutenänderung wolle man daher nutzen. "Jeder hat seine Stärken. Und man teilt Macht und Verantwortung", beschrieb Zadra die Vorteile einer Doppelführung. "Wir sind oft einer Meinung. Wenn nicht, führen wir gute Diskussionen, um zu einer tragfähigen Lösung zu kommen. Es braucht den Kompromiss, um erfolgreich in der Sache zu sein", erklärte er. "Besser kann ich das nicht sagen", so Hammerer. Man spreche dabei für eine geeinte grüne Partei und vertrete nicht zwei Lager.

Aufschub durch Corona-Pandemie

Eine Doppelspitze sollte nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein, so die beiden Kandidaten. Während sich die Gesellschaft rasant verändere, bilde sich das in Führungspositionen – vor allem in der Politik – "bis dato sehr wenig ab". Dringendstes Thema sei neben sozialer Gerechtigkeit weiter der Klimaschutz. Die Gemeinden seien im Kampf gegen die Klimakrise und für soziale Gerechtigkeit – von Bildung über Wohnen bis hin zur Sicherung von Arbeitsplätzen sowie als soziale Zentren – von enormer Bedeutung. Die beiden kündigten zudem ein "Update" des Grundsatzprogramms 2009 der Vorarlberger Grünen an, der Prozess soll nach der Landesversammlung beginnen. "Wir müssen uns nicht neu erfinden, aber bringen wir unsere Leitlinien in die Gegenwart", sagten Hammerer und Zadra. Die beiden begründeten ihre Bewerbung am Freitag auch in einem online veröffentlichten Video.

Geplant war die Übergabe des Parteivorsitzes bereits für das Frühjahr 2020, nach der Kommunalwahl. Aufgrund der Pandemie kam es zunächst weder zum einen noch zum anderen. Rauch steht den Vorarlberger Grünen seit 1997 vor. Er wird sich spätestens am Ende der Legislaturperiode (Herbst 2024) aus der Politik zurückziehen. Ebenfalls nicht mehr für den Parteivorstand kandidiert seine langjährige Weggefährtin und Stellvertreterin Wiesflecker, die wie Rauch vorerst weiterhin in der Landesregierung sitzt. (APA, 18.6.2021)