Quicklebendig illustriert Hanger alles, was er sagt, mit erklärenden Handbewegungen.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Ich erzähle den p. t. Leserinnen und Lesern nichts Neues, wenn ich darauf hinweise, dass allenfalls der Einschlag eines Meteoriten von 25 Metern Durchmesser einen ähnlich tiefen öffentlichen Eindruck hinterlassen haben könnte wie das Erscheinen von Andreas Hanger als dominanter, ja exklusiver Spokesperson für alles Türkise.

Über die Gründe von Hangers elektrisierender Wirkung ist viel spekuliert worden, und an manchen Tagen konnte man den Eindruck gewinnen, mehr als die Hälfte aller Facebook-Eintragungen, Tweets und STANDARD- Postings beschäftigte sich mit den Talenten dieses Mostviertler Demosthenes. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass Hangers Durchschlagskraft weniger auf seiner rhetorischen Aufgeschlossenheit oder seinem akkuraten Erscheinungsbild basiert als auf seiner Gabe des Gestikulierens.

Sein eigener Gebärdendolmetscher

Die Bedeutung der Körpersprache wird seit Urzeiten von Meistern dieses Fachs gelehrt, allein von der Finesse der Hanger’schen nonverbalen Kommunikation könnte sich selbst ein Samy Molcho eine Scheibe abschneiden. So quicklebendig illustriert Hanger alles, was er sagt, mit erklärenden Handbewegungen, dass er keinen Gebärdendolmetscher nötig hätte, weil er quasi als sein eigener Gebärdendolmetscher fungiert.

Hanger ist der Mann mit goldenen Händen. Er spricht vom "Kraut-und-Rüben-Ausschuss" oder attackiert einen Staatsanwalt und illustriert dies mit bedrohlich ausgesteckten Fingerspitzen, ähnlich wie Stan Laurel, ehe er Oliver Hardy ins Auge sticht. Er malt Schlaufen in die Luft, Girlanden und Röhren oder hält sich die Hände in Körbchengröße D vor seine Brust.

Einer seiner besten Tricks ist es, beide Arme auszufahren, die Handflächen in einer Distanz, die einer Wassermelone Raum böte, gegeneinanderzukehren und dann glockenartig hin- und herzuschwenken. Wäre Hanger Student der Veterinärmedizin, so läge die Annahme nahe, dass er er jenen Griff einprobt, mit dem Tierärzte die Testikelbeweglichkeit bei einem Elefanten überprüfen.

Man kann von diesen Darbietungen nicht genug bekommen. Und man muss keine Angst haben, dass sie schnell versiegen. Noch drohen abertausende Stücke aus dem Schmid’schen Chatfundus nach außen zu dringen. Hanger wird alle Hände voll zu tun haben, sie hinwegzufuchteln, und zwar bis zum Abwinken. (Christoph Winder, 27.6.2021)