Neben "With Love Volume One 1987–1996" werden noch eine weitere Arbeit von Pilz sowie der Film "Garten" von Peter Schreiner im Programm des Filmmuseums gezeigt.

Foto: Michael Pilz

Ein Kind, das auf einem beschlagenen Fenster ein paar Linien zeichnet, die wieder verschwinden, wenn sich der Dunst verflüchtigt: Mit diesem ephemeren Bild beginnt With Love Volume One 1987–1996 von Michael Pilz.

Davor gibt es noch ein anderes Fenster, von außen, in einem Haus, im Schneetreiben. Verweht ist auch die Musik, die dazu zu hören ist: ein Konzert von Jon Hassell in Vancouver 1987, das man aufgrund der Stimme des Radiomoderators, der es ansagt, wohl der Ö1-Sendung Diagonal zuordnen kann.

Erweiterte Sinnesorgane

Diagonal war immer ein Ort für Menschen, die sich für alles interessieren, und insofern ist auch das eine sehr passende Referenz für einen Film von Michael Pilz.

Für ihn sind Kamera und Mikrofon immer so etwas wie erweiterte Sinnesorgane in einer Bewegung ohne Zweck gewesen: sich der Wirklichkeit auszusetzen, sich von ihr berühren und betreffen zu lassen, ohne groß einzugreifen. Seinlassen und empfangen.

Pilz beruft sich in diesem Zusammenhang auf das "absichtslose Handeln" von Laotse, auf den amerikanischen Experimentalfilmkollegen Stan Brakhage (The Act of Seeing with One’s Own Eyes), aber auch auf den großen Theoretiker des Neorealismus, Cesare Zavattini: "Das moralische wie künstlerische Problem liegt in der Fähigkeit, die Wirklichkeit sehen zu können, nicht darin, außerhalb ihrer etwas zu erfinden, was immer eine Art Flucht vor ihr bedeutet. Eine Kamera hat wirklich alles vor sich: Sie sieht die Dinge und nicht den Begriff der Dinge.

Archivprojekt

With Love Volume One 1987–1996 ist eines der neuen Archivprojekte von Michael Pilz. Er holt hervor, was sich im Lauf vieler Jahre bei ihm angesammelt hat, und montiert es zu großartig fragilen Erinnerungsspuren. Seit Himmel und Erde, seinem großen Film über das ländliche Österreich, hat er kontinuierlich weitergearbeitet, allerdings fand er nicht immer die Aufmerksamkeit, die er unbedingt verdient hätte.

Am Wochenende zeigt das Österreichische Filmmuseum zwei dieser rekapitulierenden Arbeiten. Three Days, My Friend heißt die andere. Die Würdigungen an Jonas Mekas und Robert Frank stellen einen Kontext her, aber auch ein markantes Zitat aus der Videophase von Godard oder ein Auftritt von Waluliso, dem Wiener Original, der allein von den Elementen leben wollte.

Wahlverwandtschaften

Das Programm wird vervollständigt durch Garten von Peter Schreiner, einen wahlverwandten Film, den Michael Pilz ausgesucht hat und den er als "das traumhafteste je im Kino Erlebte" bezeichnet.

Das könnte man ohne weiteres auch auf seine eigenen Filme und auf das Kino, das er damit insgesamt heraufbeschwört, wenden. Michael Pilz wird im Filmmuseum persönlich zugegen sein. Eine Begegnung mit ihm und seinen Liebesfilmen sollte man sich nicht entgehen lassen. (Bert Rebhandl, 26.6.2021)