Auch über den Großraum der australischen Metropole Sydney wurde wegen der Delta-Variante des Covid-Erregers ein zweiwöchiger Lockdown verhängt.

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In Europa sinken nach Monaten des Lockdowns endlich die Infektionszahlen mit dem Corona-Virus. Doch die Ausbreitung der neuen, ansteckenderen B.1.617.2-Variante bereitet ernsthafte Sorgen. Die Virusvariante, die unter dem Namen "Delta" bekannt ist, wurde erstmals in Indien nachgewiesen. Daher wurde sie anfangs auch eine Zeitlang als "indische Variante" bezeichnet.

Mittlerweile ist die Delta-Variante in mehr als 60 Ländern nachgewiesen, in Europa ist aktuell Großbritannien am schlimmsten von ihrer Verbreitung betroffen. Eigentlich wollte Premier Boris Johnson bereits im Juni das Ende der Pandemie verkünden, doch auf der Insel steigen die Infektionszahlen nun wieder an. Das geht vor allem auf die Ausbreitung der Delta-Variante zurück: Über 90 Prozent der Neuinfektionen sind in Großbritannien durch sie ausgelöst. Die mittlerweile auf Mitte Juli verschobenen Öffnungsschritte wackeln abermals.

Portugal stark betroffen

Auch in Deutschland sind immer mehr Infektionen auf das Delta-Virus zurückzuführen, nämlich rund 15 Prozent. Im April, also vor wenigen Wochen, waren es noch bloß 0,1 Prozent, wie das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) bekanntgab. Der rasche Anstieg dieses Werts zeigt, wie schnell sich die Variante verbreiten kann. Die Variante wurde in allen deutschen Bundesländern nachgewiesen.

Neben Deutschland sind in Europa Spanien und Portugal stark betroffen. In Portugal wurde wegen der Delta-Variante die Hauptstadt Lissabon abgeriegelt. Von Freitag bis Montag vergangener Woche gab es in der Stadt einen Lockdown. Mehr als 60 Prozent der Neuinfektionen gehen auf Delta zurück, so die portugiesischen Behörden. Neben Lissabon werden außerdem die portugiesischen Azoren vom RKI als Risikogebiet eingestuft. Auch in Spanien ist die Delta-Variante auf dem Vormarsch, etwas mehr als zehn Prozent macht sie aktuell an den Neuinfektionen aus.

Fallzahlen steigen trotz Impfung

Außerhalb Europas bereitet vor allem die Entwicklung in Israel Sorge: Bei einer sehr hohen Durchimpfungsrate mit dem als sehr effektiv geltenden Impfstoff von Biontech/Pfizer gehen dort die Fallzahlen wieder in die Höhe. Rund 55 Prozent der Neuansteckungen stehen in Zusammenhang mit der Delta-Variante. Noch Mitte Juni waren die Neuansteckungen in dem Land bloß im einstelligen Bereich. Vor rund einer Woche wurden erstmals seit April aber wieder mehr als hundert Neuinfektionen gemeldet. Schon werden wieder Schritte zur Eindämmung überlegt.

In Russland, vor allem in Moskau, grassiert die Variante ebenfalls. Laut den Behörden sind in der Stadt über 60 Prozent der Bewohner und Bewohnerinnen geimpft, die Infektionszahlen steigen aber.Auch im australischen Sydney hat die Delta-Variante für einen Dämpfer gesorgt: Die Stadt wurde erneut in einen Lockdown versetzt.

Und in Indien, wo im Bundesstaat Maharashtra die Variante erstmals nachgewiesen wurde, gibt es bereits Berichte über eine sogenannte "Delta plus"-Variante. Noch ist wenig über diese Mutante bekannt, die eine zusätzliche Spike-Mutation namens K417N besitzt. Diese kommt auch in den Beta- und Gamma-Varianten vor, also der "südafrikanischen" und der "brasilianischen". Indien hat Delta Plus ebenfalls als "besorgniserregende Variante" eingestuft, weil sie sich schneller ausbreiten soll. Belastbare Daten fehlen bisher jedoch. (red, 27.6.2021)