Ein junges Mädchen, das wohl in einer Mischung aus Rebellion gegen sein Zuhause und Abenteuerlust einen Hotspot in einer Großstadt aufsucht und dort an die extrem falschen Leute gerät. Daraus wird eine Tragödie. Für Behörden und Sozialarbeiter kein unbekanntes Phänomen.

Dann kommt noch der Faktor "Asyl" dazu. Die 13-jährige Leonie ist zu Tode gekommen, nachdem sie von mehreren Afghanen mit Drogen traktiert und vergewaltigt worden sein soll.

Dazu veröffentlichen nun drei nicht unwichtige zivilgesellschaftliche Organisationen (Asylkoordination, Zara, Frauenhäuser) eine gemeinsame Erklärung: Demnach sei "die Tötung eines Menschen bzw. einer Frau keine Frage der Herkunft, der Religion oder des Aufenthaltsstatus". Der Fall sei "politisch missbraucht worden" und überdies "ein schwer rassistischer Angriff auf eine Bevölkerungsgruppe".

Das stimmt auf einer Ebene. Die Politik missbraucht den Tod eines Fast-Kindes. Aber ausgeblendet bleibt, dass solche Taten auch etwas mit der Einstellung gegenüber Frauen innerhalb einer gewaltbesetzten, frauenverachtenden Gesellschaft zu tun haben. Die – unbestätigte – Äußerung eines Afghanen ("Sie war selbst schuld"), die brutale Dynamik des bekannten Tathergangs weisen jedenfalls nicht auf wertschätzendes Verhalten gegen Frauen hin. Potenziellen Opfern hilft die Politisierung nichts. Aber auch nicht die Verleugnung einer Realität. (Hans Rauscher, 8.7.2021)