Es läuft nicht mehr: Edward (Bill Nighy) und Grace (Annette Bening).

Foto: Tobis Film

Wie man eine Ehe nicht führen sollte, zeigen Grace (Annette Bening) und Edward (Bill Nighy) in Hope Gap (deutsch: Was wir sind und was wir waren). Die zwei ungleichen Charaktere sind seit fast 30 Jahren verheiratet, und da Grace ihren zurückhaltenden Ehemann auf der Suche nach Liebesbekundungen ständig belauert und provoziert, ihn sogar körperlich attackiert, zieht sich Edward immer mehr in sein Schneckenhaus zurück, was wiederum Grace anstachelt. Das Spiel ist lang erprobt und (seltsamerweise) für beide kein Grund, die Ehe zu beenden. Doch dann verliebt sich Edward und verlässt Grace.

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Nervenaufreibend und fad

Diese fällt aus allen Wolken, ist doch die Ehe für die Katholikin ein Bund fürs Leben – auch wenn die schlechten die guten Zeiten überwiegen. Aufgefangen wird sie von ihrem Sohn (Josh O’Connor: Prince Charles in The Crown), dem der Vater die Rolle des Trösters und Vermittlers zugedacht hat. Bening spielt die Verlassene wie ein in die Ecke getriebenes Raubtier: Aus schmalen Augen taxiert sie ihr Gegenüber auf der Suche nach einer Plattitüde, auf die sie, die wortgewandte und scharfzüngige Poetin, sich stürzen kann, um sich zumindest einen Moment lang besser zu fühlen.

Das auf der Ehe seiner Eltern basierende Scheidungsdrama des britischen Drehbuchautors William Nichols ist nicht leicht zu ertragen. Edwards Zurückhaltung und Graces arrogante Aggressivität zerren an den Nerven. Und selbst wenn Nighy, Bening und O’Connor ihre Rollen hervorragend spielen, fällt es schwer, sich auf sie einzulassen. Eine fade Inszenierung im Fernsehkrimi-Stil, klimpernde Klaviermusik und erzwungene Poesie aus dem Off tun das Restliche. (diva, 29.7.2021)