130 Euro oder eineinhalb Jahre lang täglich spielen – beim MOBA "Pokémon United" gibt es zwei Wege, "der Allerbeste" zu werden.

Foto: The Pokemon Company
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"Pokémon Unite" is das neueste Spiel der Pokémon Company und seit 21. Juli für die Nintendo Switch erhältlich. Das MOBA im Stil von "League of Legends" und "Dota 2" sorgte bereits vor seiner Veröffentlichung für Kontroversen – nun führt das Spielsystem zu Kritik und einer Spaltung innerhalb der Community.

Mastercard statt Master Ball

Der Pay-to-win-Charakter des Spiels ist dabei vielen ein Dorn im Auge. In "Pokémon Unite" treten Spieler in Fünferteams gegeneinander an. Gewinner ist jenes Team, das innerhalb von zehn Minuten die meisten Punkte gesammelt hat. Das Pokémon des Spielers kann bereits vor Start der Runde mit Ausrüstung verstärkt werden, die wiederum mittels "Item Enhancers" verbessert werden kann. Um diese Verbesserungen zu kaufen, wird die In-Game-Währung Aeos Tickets benötigt.

Belohnungen wie Aeos Coins und Tickets können erspielt werden, jedoch müssen Spieler für Verbesserungen mehrere Stunden investieren und jeden Tag aktiv sein. Das Problem: Wer den Prozess beschleunigen möchte, kann dies ohne weiteres mittels In-Game-Transaktionen tun. Die kostenpflichtige Währung wird Aeos Gems genannt, ein solcher Stein ist einen Item Enhancer wert. Die ersten Item-Level können zu einem Preis von rund einem Euro gekauft werden, jedoch benötigen höhere Verbesserungsstufen immer mehr solcher Aeos Gems. Um die höchste Stufe von 30 zu erreichen, zahlt die Spielerin oder der Spieler rund 40 Euro.

Streamer kauften alle Verbesserungen

Die Boni, die durch einen solchen Einkauf freigeschaltet werden, sind nicht zu unterschätzen. Das Item "Shell Bell" steigert im ersten Level den Spezial-Angriffswert um 1,6, bei Stufe 30 schon um 24. Eine vollständig aufgewertete "Assault Vest" verzehnfacht ihren anfänglichen Bonus für die Basis-Kraftpunkte des Pokémon. Wie Twitch-Streamer Moistcritikal und Youtuber Wood Hawker "Beat-Em-Ups" demonstrierten, machen Items dieser Art den Spieler beinahe unbesiegbar, egal in welcher Phase des Matches. Wie Hawker in seinem Video demonstriert, kostet ein Set aus drei vollständig aufgewerteten Items rund 135 US-Dollar.

Für viele Zuschauer kam das Ausmaß des Pay-to-win-Aufbaus überraschend.
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Kaum Chancen bei Rangliste

Die Kritik am Pay-to-win-Aufbau des Spiels scheint die Community zu spalten, denn nicht alle Spieler sind offenbar der Meinung, dass man nur durch den Einkauf von Items gewinnen könne. Manche argumentieren, dass Spieler auch in der Lage seien, Items aufzuleveln, ohne Geld auszugeben.

Wie Youtuber Wood Hawker jedoch antwortete, müssten Spieler dafür jeden Tag spielen und täglich Herausforderungen erfüllen – und das für eineinhalb Jahre. Erst dann könnte man sich genügend Tickets für die Menge an Item Enhancers verdienen, die benötigt werden, um gegen andere, vollständig aufgelevelte Spielerinnen und Spielern konkurrenzfähig zu sein. Wer in der Rangliste aufsteigen möchte, wird in näherer Zukunft wohl auch Geld investieren müssen.

Fehlende Transparenz

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Spieler nicht einsehen können, mit welchen Items ihre Gegner ausgerüstet sind und wie weit diese verbessert wurden. Ob der Matchmaking-Algorithmus auch die Level der Items einbezieht, ist nicht bekannt.

Neben dem Problem mit tragbaren Items bemängeln Spieler auch, dass es lange dauere, um genügend Aeos Coins zu verdienen und neue Pokémon zu kaufen. Noch haben sich Nintendo und Tencent-Entwickler Timi Studio Group noch nicht zu den Kritikpunkten geäußert. "Pokémon Unite" ist kostenlos für die Nintendo Switch erhältlich und soll im September auch für Mobilgeräte erscheinen. (hsu, 3.8.2021)

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