Die zentrale Corona-Infokampagne trieb die Werbekosten des Bundeskanzleramts in die Höhe. Wurde das Geld gerecht verteilt?

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Es war ein mächtiger Sprung im ersten Quartal des heurigen Jahres: Mit 13,9 Millionen Euro gab die Bundesregierung um 5,9 Millionen mehr für Werbung aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der größte Brocken entfiel mit rund 8,9 Millionen auf das von der ÖVP geführte Kanzleramt.

So weit bereits bekannt. Doch die FPÖ wollte es genauer wissen. Sie verlangte in einer parlamentarischen Anfrage Auskunft darüber, für welche Werbezwecke und nach welchen Kriterien das Kanzleramt das Geld ausgeschüttet hat.

Die Antwort liegt dem STANDARD nun vor. Das Kanzleramt begründet die Ausgaben mit der gemeinsam mit dem Roten Kreuz lancierten Corona-Informationskampagne "Schau auf dich, schau auf mich", deren Kosten es selbst abwickle. Bedeckt werde diese aber vom eigens eingerichteten Covid-19-Fonds. Ein Vergleich mit Ausgaben aus der Zeit vor der Pandemie sei damit nicht schlüssig.

FPÖ-Mandatar Hafenecker: "Wessen Berichterstattung der Kurz-ÖVP besonders genehm zu sein scheint, der wird vom Bundeskanzleramt auch üppig mit Werbegeldern bedacht."
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Keine Antwort zu Kriterien

Die FPÖ gibt sich damit nicht zu zufrieden. Mediensprecher Christian Hafenecker stößt sauer auf, dass das Kanzleramt die Fragen offenließ, nach welchen Kriterien in den jeweiligen Medien geschalten wurde und wer konkret für die Auftragsvergabe verantwortlich war. Damit bestehe kein Zweifel mehr, folgert der Nationalratsabgeordnete: Die ÖVP versuche, sich mit der gezielten Verteilung dieser Kampagnengelder genehme Berichterstattung zu erkaufen. "Bundeskanzler Kurz muss jetzt selbst zugeben, dass er die Pandemie schamlos für seine Medienkaufstrategie auf Steuerzahlerkosten missbraucht", sagt Hafenecker. "Wessen Berichterstattung der Kurz-ÖVP besonders genehm zu sein scheint, der wird vom Bundeskanzleramt auch üppig mit Werbegeldern bedacht."

Wird dieser Vorwurf von den vom Kanzleramt genannten Zahlen belegt? Ein Vergleich der Ausgaben für die Informationskampagne in Boulevardblättern, wo Kurz üblicherweise große Präsenz genießt, mit den Schaltungen im STANDARD, der im ersten Quartal mit 301.000 Euro profitierte, gibt Aufschluss. Betrachtet wurden die Printausgaben.

Wie viel am Boulevard landet

Mit Abstand am meisten Geld floss mit rund 1,4 Millionen Euro im ersten Quartal an die "Kronen Zeitung", die allerdings auch die weitaus meisten Leser hat, was für eine Informationskampagne ja von Bedeutung ist. Unter dem Strich verfügt die "Krone" über die 3,6-fache Reichweite des STANDARD und bekam das 4,7-Fache der Werbegelder. Die Gratiszeitung "Heute" erfreut sich einer 1,4-mal so großen Leserschaft, aber gleich 2,4-mal so üppiger Schaltungen (knapp 717.000 Euro). "Österreich"/"Oe24" (334.000 Euro) verbucht um sieben Prozent mehr Reichweite und um elf Prozent mehr Werbegeld.

Sehr auffällig ist die Diskrepanz zum "Kurier" (381.000 Euro): Dieser hat um drei Prozent weniger Leser als der STANDARD, bekam im ersten Quartal aber um 26 Prozent mehr Geld im Zuge der Corona-Kampagne. (jo, 18.8.2021)