Überfischung und die Meereserwärmung machen dem Kabeljau zu schaffen.

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Der Dorschbestand der westlichen Ostsee ist einer Studie zufolge derart zusammengebrochen, dass eine absehbare Erholung aus Expertensicht unwahrscheinlich ist. Wissenschafter unter der Leitung von Christian Möllmann von der Universität Hamburg kamen zu dem Ergebnis, dass der Kipppunkt für diese Population bereits überschritten ist.

Gründe für die Entwicklung seien der Klimawandel und die Überfischung, wie die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports" berichten. "Aufgrund von hohen Fangquoten und bisher nicht beachteten Umweltfaktoren ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich der Bestand des Dorsches an der deutschen Ostseeküste in näherer Zukunft erholen wird", sagt Möllmann.

Veränderter Lebensraum

Im Fischereimanagement werde zwar jährlich eine nachhaltige Gesamtbiomasse für bestimmte Fischarten festgelegt, die gefangen werden darf. So könne sich deren Bestand erholen. Dieses System berücksichtige jedoch nicht die sich verändernden Umweltbedingungen in der Region, zum Beispiel durch den Klimawandel, schreiben die Wissenschafter. So sei in den vergangenen Jahren zu viel Dorsch (Gadus morhua) – in anderen Seegebieten Kabeljau genannt – gefangen worden.

"Normalerweise geht man davon aus, dass sich die Bestände erholen können, wenn man den Fischereidruck verringert", sagte Möllmann. "Unsere Analyse zeigt, dass dies wahrscheinlich nicht mehr der Fall ist." Der Fischereidruck in Kombination mit der Erwärmung des Wassers führe dazu, dass weniger Fische brüten und immer weniger Eier überleben. Der Dorschbestand werde sich demnach gar nicht mehr oder nur äußerst langsam erholen. (red, 19.8.2021)