Trau dich: Im Clown-Kabinett, das von Spatzi Spezial (Sophie Süßmilch und Valentin Wagner) in der Galerie Krobath eingerichtet wurde, kann man Ängste überwinden oder neue bekommen.
Foto: Gabi Blum / Krobath

Es ist kaum zu glauben, aber das Thema ist genial. Unter dem Schlagwort "Comedy" startet heute das Wiener Galerienfestival Curated By, bei dem Kuratorinnen und Kuratoren von Galerien eingeladen werden, Ausstellungen zu einem Überthema zu konzipieren. Dieses Jahr darf gerne laut gelacht werden!

Und das ist gut so: Nach mühsamen Monaten wäre ein allzu schweres Programm – auch noch am Ende des Sommers – eher unlustig. Was trotzdem nicht bedeutet, dass es in den Ausstellungen der insgesamt 24 teilnehmenden Galerien der Stadt klamaukig oder gar ulkig zugeht. Vielmehr werden ungeahnte Dimensionen der Komödie – ihre tragischen, absurden, witzigen und auch politischen Seiten – offenbart.

Humor als Waffe

So kann eine fast psychedelische Reise durch das komödiantische Ich in dem Ableger der Galerie Krinzinger in der Schottenfeldgasse erlebt werden. Dort hat der griechische Künstler Jannis Varelas Werke von fast 50 Künstlern und Künstlerinnen vereint: von absurden körperlichen Begegnungen (Iiu Susiraja pinkelt auf eine Trommel) über unterbewusste Momente im Keller (halluzinogene Lichtinstallation von Brigitte Kowanz) bis zu herrlichen Verspieltheiten (riesiges "Zigeunerrad" von Martin Grandits). Untermalt wird die Schau mit knallbunten Filzböden oder durch die Luft treibenden Nebelschwaden.

Die in Paris lebende Kuratorin Mouna Mekouar hat in der Galerie Hubert Winter eine zart-poetische Ausstellung entworfen: Die drei Positionen befassen sich alle mit Erinnerungen, die man versucht festzuhalten. So hat der italienische Künstler Alessandro Piangiamore den Boden eines ganzen Raums mit Sandkörnern und Erdpartikeln aus Sizilien zu einer neuen Landschaft ausgelegt. Mit diesen fragilen Arbeiten bezieht sich Mekouar auf sichtbare und unsichtbare Emotionen des Theaters, womit sie wiederum auf die Komödie per se anspielt.

Hysterischer Hai: Eckart Hahn hat in "Teich" (Crone Galerie) den von der KI "Poetry Machine" erstellten Text wortwörtlich übertragen.
Foto: Eckhart Hahn / Crone

KI und Clowns

Ein Ort, wo sich Sarkasmus, brutale Realität und performative Komik zu einer scharfsinnigen Ausstellung namens this is a love poem vermengen, ist die kleine Galerie Exile. Die in Nottingham lebende Kuratorin und Autorin Cindy Sissokho vereint Positionen von vier weiblichen Künstlerinnen, die in theatralischen Videoarbeiten zeigen, wie stark politische Satire und humoristische Poesie als Waffen gegen rassistische und koloniale Denkmuster eingesetzt werden können. So tritt, aus der Perspektive des Schwarzen Feminismus betrachtet, beispielsweise bei Tanoa Sasraku der Clown aus der Commedia dell’arte als schwarzer Mann mit weiß bemaltem Gesicht auf – und kehrt die Maskerade des Blackfacings um.

Die Crone Galerie hat sich tatsächlich getraut, ihren Beitrag von einer künstlichen Intelligenz kuratieren zu lassen. Dabei wurde die Poetry Machine (Documenta 13) des Künstlers David Link mit Teilen des Curated-By-Essays von Estelle Hoy gefüttert. Diese erstellte daraus 14 Werkbeschreibungen, die wiederum 14 Künstlern und Künstlerinnen als Anleitung für ihre Beiträge dienten. Man ließ sich von den wirr-poetischen Sätzen inspirieren (Raphael Hefti), interpretierte sie (Carola Dertnig) oder übersetzte sie wortwörtlich (Eckart Hahn).

Wirklich amüsant wird es in der Galerie Krobath, wo Spatzi Spezial (Sophia Süßmilch und Valentin Wagner) ihr Unwesen getrieben hat. Die dem Abc zugeordneten Werke changieren zwischen apokalyptischen Reitern und ausgestopftem Unicorn. Christian Jankowski, Patricia Martsch und Stefanie Sargnagel verwachsen zu einer poppigen Bubble. In einem Clown-Kabinett erwacht die Comedy schließlich zur lachenden Fratze. Haha! (Katharina Rustler, 4.9.2021)