Frankreich steht momentan ganz im Zeichen des Prozesses gegen die mutmaßlichen Helfer und Helfershelfer der Bataclan-Attentäter. Die Zeitschrift Charlie Hebdo – #JeSuisCharlie, wir erinnern uns – hat sich nicht lumpen lassen und covert das Geschehen auf bekannt grobianistische Weise.

Die Satirezeitschrift Charlie Hebdo nimmt erneut kein Blatt vor den Bund.
Foto: AFP

Auf dem jüngsten Titelblatt prangt eine Karikatur des Terroristen Salah Abdeslam, der von zwei vermummten Polizisten in Ketten ins Gericht gebracht wird. Darunter der Schriftzug: "Man bringe den von hinten her Penetrierten herbei" (der "von hinten her Penetrierte" ist eine stark entschärfte Übersetzung).

Geschmacklos? Aber wie. Das gilt auch für eine Charlie-Sondernummer zum islamistischen Terror, die brachial mit den "Salafaschisten" abrechnet. Man sieht von Kugeln durchsiebte Körper, aus denen Champagnerfontänen spritzen, oder einen bösartig grinsenden Gott, der aus den Wolken heraus Maschinengewehre an mordlustige "Krieger" verteilt.

Geschmacklos, vor allem aber furchtlos. Die Charlie-Leute beharren auf der Meinungsfreiheit als einem zentralen Element republikanischen Selbstverständnisses und riskieren dabei viel mehr als die politisch korrekte Dauer-Mimimi-Parade angeblicher Opfer, die glauben, anderen den Mund verbieten zu dürfen. Die Charlie-Redakteure wissen, was Opfersein wirklich heißt – nur dass sie nicht mit Wehleid, sondern mit Mut und Gelächter reagieren. Und mit Geschmacklosigkeit, versteht sich. (Christoph Winder, 12.9.2021)