Pro
von Martin Putschögl

"Love in an Elevator", sangen Aerosmith vor 30 Jahren; es dürfte noch heute das bekannteste Lied über Aufzüge sein. Möglicherweise auch das beliebteste, regt es doch die Fantasie so an, wie es ein Lied über Betriebskostenabrechnungen niemals könnte.

Drei Jahrzehnte später, mit dem Kinderwagen vor dem Aufzug in der U-Bahn-Station, spielt die Fantasie wieder Rock ’n’ Roll: So viele junge Menschen! In den 1990ern noch nicht auf der Welt, aber schon zu faul zum Stiegensteigen. Welche Gefühle man plötzlich für sie hegt! Um es diesmal mit Wolfgang Ambros zu sagen: "von Liebe ka Spur".

Ja, der Aufzug ist eine tolle Erfindung. Er hat den Bau von 800 Meter hohen Häusern ermöglicht, wozu auch immer das gut sein soll, und er ist auch im vierten Stock ein Segen. Schon im dritten Stock ist man aber, wenn man noch halbwegs fit ist, ohne Aufzug meistens schneller. Und man bleibt auch länger fit. Es ist nämlich so: Je seltener man den Aufzug nimmt, desto länger kommt man ohne ihn aus.

Kontra
von Franziska Zoidl

Wussten Sie, dass Aufzüge die sichersten Transportmittel der Welt sind? Gut, damit prahlt niemand Geringerer als die Aufzugsindustrie.

Aber man will es glauben, wenn man sich mit Fremden auf engstem Raum drängt und in ohrenverschlagendem Höllentempo in die Tiefe schießt. Das ist doch einmal alltagstauglicher Nervenkitzel, gemeinsam mit Menschen, die man sonst nie treffen würde.

Noch ein Vorteil des Aufzugs ist der Spiegel, der hier aus psychologischen Gründen oft zu finden ist, weil die Kabine damit größer wirkt. Wer nicht klaustrophobisch ist, hat umso mehr davon: Hier lässt sich schnell überprüfen, ob die Frisur sitzt.

Ach, ich gebe es zu: Ich schreibe diese Zeilen am Tag nach einem Marathon. Ich kann Stiegen ohne Schmerzen nicht einmal rückwärts hinuntersteigen (den Trick hab ich auf Youtube recherchiert). Ans Raufgehen will ich gar nicht denken. Also: Wo bleibt jetzt der Lift? Aber nur, bis die Muskeln wieder mitspielen. (RONDO, 25.4.2022)