Ein Vorfall in Montpellier löste eine landesweite Debatte über den Umgang der Polizei mit Betroffenen sexueller Gewalt aus.

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Frauen in Frankreich soll nach sexueller oder häuslicher Gewalt für eine Anzeige künftig der von vielen gefürchtete Gang auf die Polizeiwache erspart bleiben. Auf Wunsch sollen Beamte die Betroffenen ab Jahresende versuchsweise in einigen Departements auch in einem privaten Umfeld für das Aufnehmen der Anzeige aufsuchen können, kündigte Innenminister Gérald Darmanin am Mittwoch an.

Der Schritt folgt auf eine Welle des Protests von Frauen über eine ungebührende Behandlung auf Polizeistationen quer durch Frankreich. Es solle alles unternommen werden, die Lage für die Frauen zu verbessern, sagte der Minister in der Nationalversammlung.

Doppelte Strafen für Frauen

Auslöser waren Vorwürfe gegen eine Wache im südfranzösischen Montpellier. Eine Frauenrechtlerin startete danach den Aufruf #doublepeine (doppelte Strafe), woraufhin Hunderte Frauen über demütigende Fragen und anzügliche Bemerkungen beim Erstatten einer Anzeige berichteten. Diese zielten etwa darauf ab, wie die Frauen gekleidet waren, ob sie wirklich Schmerzen gehabt hätten oder weshalb sie nicht geschrien hätten. Eine gezielte Untersuchung kündigte der Minister bezüglich der Polizeistation in Montpellier an.

Die Polizei in Frankreich wird seit einiger Zeit angehalten, Gewalt gegen Frauen mit erhöhtem Nachdruck entgegenzutreten, dies auch vor dem Hintergrund mehrerer erschütternder Frauenmorde, bei denen sich nachträglich Versäumnisse der Beamten offenbarten. (APA, red, 13.10.2021)