Die Pornografieplattform nutzt einen Hamster als Firmenlogo.

Foto: AFP / Frederick Florin

X-Hamster ist neben Pornhub eine der größten Pornografieplattformen weltweit – und geriet ebenso wie sein Konkurrent bereits mehrfach in Kritik, weil die Betreiber illegale Inhalte wie sexualisierte Gewalt nicht ausreichend moderieren und löschen sollen. Die Pornhub-Muttergesellschaft Mindgeek ist deshalb mit dutzenden Klagen konfrontiert und entfernte in der Zwischenzeit bereits Millionen Videos. Unterdessen versuchen Jugendschützer sogar, eine Sperre von X-Hamster in Deutschland zu erwirken.

Gemeinsam haben die Unternehmen außerdem, dass niemand klar sagen kann, wer eigentlich für veröffentlichte Inhalte verantwortlich ist und wohin mit Videos verdientes Geld genau fließt. Langsam scheint jedoch Licht ins Dunkel zu kommen: Während laut einer "Dossier"-Recherche hinter Mindgeek mutmaßlich der Österreicher Bernd Bergmair steckt, deckt ein Bericht von "Spiegel" und NDR nun die mutmaßlichen Drahtzieher von X-Hamster auf: zwei russische Männer, die ein Offshore-Firmengeflecht mit Zentrum auf Zypern betreiben.

Ein Firmengeflecht

Den offiziellen Sitz hat X-Hamster in der zypriotischen Stadt Limassol. Versucht man mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten – zum Beispiel mit der Aufforderung, illegale Inhalte zu entfernen –, wird man über ein undurchsichtiges Kontaktformular mit einer Firma namens Hammy Media in Verbindung gesetzt. Glaubt man dessen Nutzungsbedingungen, handelt es sich bei dieser um den alleinigen Betreiber der Pornoplattform. In Wirklichkeit soll diese aber eine Scheinfirma sein. Der offiziell gelistete Chef führt laut Handelsregistern nämlich mehrere Firmen auf der Insel und sagt von sich selbst, zwar "Direktor der Firma" zu sein, aber gleichzeitig "in Rente".

Im Zeitraum zwischen 2009 und 2018 soll das Unternehmen außerdem bloß 778.443 Dollar Gewinn gemacht haben und mehrfach sogar in die roten Zahlen geraten sein. Für eine der größten Pornoplattformen eher unwahrscheinlich.

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Ein Teil des Imperiums scheint jedoch von einem eigenen Unternehmen mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln verwaltet zu werden – deren Chefs nicht auszumachen waren, da es sich um eine Briefkastenfirma handelt. Allein mit einem Livecam-Service soll 2018 ein Umsatz von 66 Millionen Dollar generiert worden sein.

Werbeeinnahmen und Geldwäscheverdacht

Auf die Spuren der mutmaßlichen Drahtzieher brachte "Spiegel" und NDR schlussendlich ein Unternehmen, das die Werbeplätze auf X-Hamster verwaltet und verkauft: eine IT-Firma in Limassol mit dem Namen Wisebits. In offiziellen Dokumenten des Unternehmens tauchen ein beworbenes Premiumportal, die Livecams und die karibische Briefkastenfirma als Tochterunternehmen auf – gemeinsam mit einer Firma in Antigua, die sämtliche Markenrechte an X-Hamster hält.

Gegen mindestens eines dieser Unternehmen liegt eine Geldwäschemeldung wegen einer Überweisung auf die Britischen Jungferninseln vor. In damit zusammenhängenden Dokumenten tauchen zwei russische Namen auf, die hinter Wisebits stecken sollen: Dmitry G. und Oleg N. Letzterer ist mit 90 Prozent Mehrheitseigentümer des Unternehmens. G., der die restlichen zehn Prozent der Wisebits-Anteile hält, ist in der örtlichen IT-Szene auf Zypern offenbar bekannt.

Laut den Berichterstattern sind die beiden die Gründer des Pornoimperiums und kontrollieren es bis heute. Auch von den Rechercheuren anonym belassene Quellen bestätigen, dass die beiden als "Chefs" von X-Hamster gelten. Eine offizielle Bestätigung gibt es allerdings nicht. Weder die beteiligten Firmen noch Personen beantworteten etwaige Anfragen.

Auf STANDARD-Anfrage teilte X-Hamster mit, dass das Unternehmen sich an alle geltenden Gesetze halte und illegale Inhalte weder wissentlich hoste noch toleriere. Außerdem verwende die Organisation "Unternehmensstrukturen legal, wie es Millionen andere Unternehmen weltweit tun". Die Behauptung, dass dies anders sei, widerspreche hingegen "dem gesunden Menschenverstand". (mick, 18.10.2021)