Wien – Österreichs Parlament bekommt im Zuge der seit 2017 laufenden Sanierung auch ein neues Besucherzentrum namens "Agora". Errichtet wird es auf 1.500 Quadratmetern im neu erschlossenen Bereich unterhalb der Säulenhalle, und zwar in schlichtem Grau, Weiß und Dunkelblau. Die Gestaltung stammt von Atelier Brückner aus Stuttgart, das Ähnliches schon im EU-Parlament in Brüssel ungesetzt hat. Budgetiert sind 5,4 Millionen Euro, die Eröffnung ist für den Nationalfeiertag kommenden Jahres vorgesehen.

In einer Pressekonferenz am Dienstag, die im künftigen Medienraum namens "Auditorium" stattfand, war ein erster Blick in das noch unfertige Zentrum möglich. Spiegelbildlich gegenüber liegt künftig das interaktive "Demokratikum", das Einblicke in den Parlamentarismus geben soll und die Beantwortung vorgegebener Fragen durch die Klubobleute bietet, aber auch einen Quiztisch für Kinder. Dazwischen befindet sich die Agora mit einem Gebäudemodell, Infowänden und Medientischen.

Eine Visualisierung des neuen Besucherzentrums Agora.
Foto: APA/ATELIER BRÜCKNER

Erfahrung mit Besucherzentren

René Walkenhorst, dessen Büro den Zuschlag nach europaweiter Ausschreibung erhalten hatte, bezeichnete in der Pressekonferenz das Wiener Parlament als "starkes, dominantes architektonisches Prachtstück". In dessen Architektur habe man sich bewusst eingegliedert, und zwar in enger Kooperation mit den Generalplanern der Sanierung, dem Büro Jabornegg & Pálffy_AXIS.

Walkenhorsts Atelier hat vor zehn Jahren das Besucherzentrum im EU-Parlament in Brüssel realisiert. Jüngst fertig geworden ist das "Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung" in Berlin, in Arbeit sind zurzeit das Grand Egyptian Museum in Gizeh und das Museum of the Future in Dubai.

300.000 Besucher pro Jahr erwartet

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) lobte bei der Präsentation die "sensationelle" Architektursprache und die "mit Abstand modernste Konzeption der Interaktivität". Er erwartet sich künftig – bei freiem Eintritt – an die 300.000 Besucher pro Jahr, um die Hälfte mehr als bisher. Sie werden zudem ein neues Café, aber auch das Restaurant auf dem Dach und den Plenarsaal von oben besuchen dürfen. Andere Bereiche, etwa den historischen Sitzungssaal, wird es nur mit Führung zu sehen geben.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka präsentierte die Umbaupläne.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Für die inhaltliche Planung und Umsetzung gibt es einen Fachbeirat. Dieser setzt sich aus Dirk Lange (Didaktik der Politischen Bildung an der Universität Wien), Alexander Kleinig (Abteilungsleiter Konzept & Design, Generaldirektion für Kommunikation im Europäischen Parlament) und dem Historiker und Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Helmut Wohnout, zusammen.

Sobotka versprach, dass das neue Besucherzentrum das Parlament als "offenen Ort für alle Menschen und als Herz der Demokratie erlebbar machen" werde, und zwar durchgehend barrierefrei: "Wir wollen bei den Besuchern das Interesse an Parlamentarismus und Demokratie fördern und motivieren, an unserer Demokratie aktiv teilzuhaben." (APA, 19.10.2021)