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Das eine oder andere Glas zu viel am Vorabend bedeutet für viele Kopfweh, Übelkeit und Magenschmerzen am nächsten Tag.

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Nach einer durchzechten Nacht und ein paar Stunden Schlaf geht es ab unter die Dusche, danach ist man fit für den Tag: Was in jungen Jahren kein Problem war, wird für viele spätestens Mitte 30 ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Kater geht oft einher mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Magenschmerzen – und setzt viele am nächsten Tag außer Gefecht.

Aber es ist nicht nur der Alkoholkonsum, der mit steigendem Alter folgenreich wird. Ähnlich düster sieht es bei anderen Freizeitbeschäftigungen aus: Mit ein paar Stunden Zeitverschiebung, die mit einem Urlaub oft einhergehen, kann man plötzlich schlechter umgehen. Auch extreme Hitze und Kälte oder große Anstrengung konnte man früher gefühlt leichter wegstecken.

Aber wird mit zunehmendem Alter alles schlimmer? Keineswegs, sagt einer, der es wissen muss. Der Kärntner Sport- und Umweltmediziner Piero Lercher hat vor kurzem mit Kollegen ein Buch zum bewegten Altern (siehe Buchtipp unten) geschrieben. "Altern ist keine Krankheit", stellt er klar. Denn mit gesundem Lebenswandel, ausreichend Bewegung und der richtigen Ernährung lassen sich viele Effekte abfedern.

Dass Alkohol mit zunehmendem Alter weniger gut vertragen wird, liegt laut Lercher daran, dass der Abbau durch die Leber nicht mehr so gut funktioniert, weil es weniger der dafür nötigen Enzyme gibt. Ein weiterer Grund dafür liegt darin, dass der Körper, wenn er altert, weniger Wasser intrazellulär einlagert, was die Alkoholkonzentration im Blut verändert.

Auch die Einnahme von Medikamenten hat Auswirkungen darauf, wie gut man Alkohol verträgt, weil viele davon – vom Blutzucker- über Herz-Kreislauf-Medikamente bis hin zu Schmerzmitteln und Antidepressiva – die Alkoholverstoffwechslung negativ beeinflussen. Chronischer Alkoholkonsum zerstört außerdem über die Jahre die schützende Blut-Hirn-Schranke, was laut Lercher auch durch "diverse Genuss- und Umweltgifte" verstärkt werden kann.

Schlechter Schlaf im Alter

Dass man ein paar Stunden Zeitverschiebung beim Reisen plötzlich weniger gut wegsteckt, liegt laut Lercher auch an der schlechteren Schlafqualität im Alter. Oft handelt es sich dabei strenggenommen nicht um Schlafstörungen, sondern um Probleme beim Schlafen, etwa aufgrund von Blasenproblemen oder Hitzewallungen. "Und bei eingeschränkter Erholungsfähigkeit merkt man auch den Jetlag mehr", sagt Lercher. Wobei der Umgang mit der Zeitverschiebung auch sehr individuell sei und von der eigenen Chronobiologie – also der inneren Uhr – abhänge.

An manche Dinge gewöhnt man sich aber auch, indem man sich ihnen aussetzt, betont der Mediziner – große Hitze oder Kälte, die manchen das Reisen vergrämt, zum Beispiel. Im Fachjargon wird das Kälte- oder Hitzeadaptation genannt.

Weniger Durstgefühl

Außerdem gibt es auch gewisse Vorkehrungen, die man treffen kann. "Ein Fehler, den viele machen, ist, dass sie zu wenig trinken", sagt Lercher. Denn auch das Durstgefühl wird im Alter weniger – und wirkt sich auf den Hangover aus.

Und nicht nur darauf: Flüssigkeitsverlust wirkt sich auch auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus. Mit Extremsituationen umgehen kann man laut Lercher auch besser, wenn man sich gesund und qualitativ hochwertig ernährt und auf eine ausreichende Proteinzufuhr achtet, um den Muskelabbau im Alter zu verlangsamen.

Denn die bloßen Zahlen sind ernüchternd: Ab dem Alter von 30 verliert der Körper ein bis zehn Prozent Muskelmasse pro Jahr. Allerdings lässt sich gegensteuern. "Sonst gäbe es keine Olympiasieger mit 45", sagt Lercher. Er betont: "Alter wird zukünftig nicht nur durch das kalendarische Alter charakterisiert, sondern auch durch die geistige und körperliche Fitness."

Noch ein tröstender Gedanke: Manchmal trügen uns auch unsere Erinnerungen. Die tagelange Erschöpfung nach dem Urlaub und die Kopfschmerzen nach der Geburtstagsparty sind irgendwann vergessen. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine gute Zeit. Früher war also auch nicht alles besser. (Franziska Zoidl, 31.10.2021)