Sorgen gehen vor einem Blackout um.

Foto: APA

Das Bundesheer hat sich das Thema groß auf seine Fahne geschrieben. Seit Monaten warnt es immer wieder vor einem möglichen Blackout, einem großflächigen Stromausfall über einen längeren Zeitraum. Zuletzt wurde das Thema rund um die Feierlichkeiten zum diesjährigen Nationalfeiertag am 26. Oktober zum Thema gemacht.

Mit seinen Warnungen verbindet das Heer den Image pflegenden Hinweis, dass es im Katastrophenfall bereitsteht. Es ist eigentlich nicht für Maßnahmen zum Schutz und zur Sicherheit der Bevölkerung zuständig, sondern das Innenministerium übernimmt im Fall des Falles das Kommando. Es kann dem Bundesheer Aufgaben zuteilen.

Sorgen nicht unbegründet

Freilich sind Sorgen vor einem Blackout nicht unbegründet. In den vergangenen Jahren gab es Vorfälle, die große Teile Europas an den Rand eines Stromausfalls brachten. Zuletzt kam es im Jänner und Juli dieses Jahres zu zwei Großstörungen im europäischen Stromversorgungssystem, die allerdings glimpflich verliefen. In Jahren 2015 und 2016 gelang es mutmaßlich russischen Hackern in der Ukraine die Stromversorgung lahmzulegen – mehr als 700.000 Haushalte waren stundenlang ohne Strom. Mögliche Blackouts treiben auch die Stromerzeuger selbst um, die in den vergangenen Jahren ihre Netze entsprechend vorbereiten und absichern.

Foto: APA

Neben der Bundesheer-Kampagne setzen aber auch Rechtsextreme und Anhänger von Verschwörungsmythen verstärkt auf das Thema. Sie malen einen "von den Mächtigen" bewusst herbeigeführten katastrophalen Blackout an die Wand, der für apokalyptische Zustände sorgen werde. Diese Erzählung knüpft an dem Mythos an, die Corona-Pandemie sei absichtlich von "globalen Eliten" in die Welt gesetzt worden, um eine neue Weltordnung einzuführen. Rechtsextreme gehen bei einem Blackout von einem völligen Versagen staatlicher Strukturen aus und versuchen sich darauf gemäß dem Motto "Nur die Starken kommen durch" vorzubereiten. Eine gemeinschaftliche Bewältigung der Krise kommt ihnen nicht in den Sinn.

Gutes Geld

Mit der Angstmacherei vor einem Blackout lässt sich nebenbei auch gutes Geld machen. Dabei kommt Rechtsextremen zugute, dass das Erzeugen von Angst seit jeher ihrem täglichen politischen Geschäft zählt. Ob Untergang des Abendlandes oder gleich der ganzen Welt, sie haben es im Angebot. Passend zu Berichten, Videos und Anekdoten in Sozialen Medien werden von Rechtsextremen auf Webseiten und in Telegram-Channels u.a. Bücher zum Thema, Outdoor- sowie Notfallausrüstung oder haltbare Lebensmittel beworben beziehungsweise sogar auch selbst verkauft.

Der von Corona-Demonstrationen bekannte Aktivist Martin Rutter bestätigte, dass er mit Links zu derartigen Produkten Geld verdiene. "Wer hier etwas kauft, unterstützt mich und meine Projekte, zahlt deswegen jedoch den selben Preis wie jeder andere", erklärte er in seinem Telegram-Channel. Die Links verweisen auf den Webshop des Kopp-Verlages, der für seine Büchern mit Verschwörungserzählungen bekannt ist. Ergänzend bietet er auch Fluchtgepäck, Pfeffersprays, Outdoor-Kochgeräte und "Hühnervolleipulver aus Bodenhaltung" an.

Martin Rutter (weißes Shirt) auf der Corona-Demonstration am 26. Oktober. Mit dabei die Aktivistin Monika Donner (rechts), die in ihren Reden ebenfalls vor Blackouts warnt.
Foto: Markus Sulzbacher

Ein Vorbild für dieses Geschäftsmodell ist das Medienimperium, das der US-Amerikaner Alex Jones um seine Website infowars.com herum aufgebaut hat. Jones erfindet und verbreitet Verschwörungserzählungen jeglicher Art. Zum Beispiel, dass die Demokratische Partei in einer Pizzeria in Washington D.C. einen Kinderpornoring betreibe, dass die US-Regierung hinter den Anschlägen des 11. September 2001 stecke oder ein Amoklauf an einer Highschool nur inszeniert gewesen sei, damit die Waffengesetze verschärft werden können. Dazu verkauft Jones seinem Publikum unter anderem T-Shirts, Kerzen und Medikamente, mit denen er laut Medienberichten bereits Millionen US-Dollar verdient hat.

Bundesheer-Soldat bei Auf1

Das oberösterreichische Medienprojekt "Auf1" hat sich in den vergangenen Wochen verstärkt dem Thema Blackout verschrieben, nachdem zuvor Verschwörungserzählungen rund um die islamistischen Terroranschläge vom 11. September aufgewärmt und Stimmung gegen Corona-Impfungen gemacht wurden. Überhaupt scheinen Impf- und Corona-Maßnahmenkritiker sowie Corona-Demonstranten eine wichtige Zielgruppe des Projektes zu sein, das erst vor wenigen Monaten an den Start ging.

Auf Grund seiner Inhalte wurde der "Auf1"-Account unlängst von Facebook gesperrt, der Zahlungsdienstleister Paypal hat das Konto gekündigt. Inhaltsbezogen werden auch auf dieser Seite Produkte aus dem Kopp-Verlag beworben. Hinter "Auf1" steckt mit Stefan Magnet ein umtriebiger Chefredakteur, der sich vor Jahren in der Neonazi-Szene bewegte, danach im FPÖ-Umfeld auftauchte und für die Zeitschrift "Wochenblick" tätig war.

Zum Thema Blackout kommt aktuell auch ein Soldat des Bundesheeres ausführlich in mehreren Auf1-Videos zu Wort. Auch ein ausgewiesener Blackout-Experte – der derzeit vom Bundesheer beurlaubt ist – hat "Auf1" ein Interview gegeben. (Markus Sulzbacher 1.11. 2021)