Dirigent Daniele Gatti (hier eine Aufnahme vom September) und die Sächsische Staatskapelle Dresden wurden in Salzburg zum klangrednerischen Widerpart.

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Salzburg – Sie freue sich, sagte Geigerin Hilary Hahn, dass es mit den Osterfestspielen doch geklappt hat und sie zu Halloween spielen durfte – und zwar Mozarts Violinkonzert A-Dur KV 219. Das war fröhlich musiziert und bestechend klar artikuliert, wenn auch klanglich etwas eindimensional. Befremdlich waren die im stilistischen Freiflug zwischen Barock und Hochromantik angesiedelten Kadenzen der Geigerin, für die Dirigent Daniele Gatti und die Sächsische Staatskapelle Dresden da und dort zum klangrednerischen Widerpart wurden.

Warum in zwei der vier Konzerte der Osterfestspiele im Herbst Mozart auf dem Programm stand, wenn ein Orchester mit geballter Wagner-Expertise anreist, wollte sich nicht recht erschließen. Zur Eröffnung dirigierte Christian Thielemann Mozarts Requiem mit Bedacht nach Noten. Auf eine zeitgemäße – von klangrednerischem oder sonstigem Gestaltungswillen zeugende – Mozart-Interpretation schien sich der Wagner-Experte nicht einzulassen. Spannung stellte sich einzig im Agnus Dei ein: Das war ein Kabinettstück im Pianissimo, in dem Orchester- und Chorklang einander bis zur Verschmelzung durchdrangen. Star der Wiedergabe war der Bachchor Salzburg, einstudiert von Christiane Büttig.

Klangliche Grandezza

Die Sängerinnen und Sänger konnten sich mit klanglicher Grandezza auf die langsamen Tempi Thielemanns einlassen, die feierlichen Linien zelebrieren, die geradezu gemütlich anfallenden Koloraturen mit umso größerer Präzision perlen lassen. Abseits von Mozart brillierten die Dresdner unter Gatti im zweiten Konzert, spielten ihre bekannten Stärken aus: Mendelssohn-Bartholdys Meeresstille und glückliche Fahrt und Schumanns "Rheinische" erfüllten in einer musikantischen, so vollmundigen wie delikaten Lesart alle Wünsche an Musikalität und Brillanz. (Heidemarie Klabacher, 2.11.2021)