Für Gary Bowser (kein Foto) könnte der Prozess im Gefängnis enden.

Foto: Nintendo

Bowser und Nintendo führen eine komplizierte Beziehung. Als bösartige Schildkröte tritt Ersterer regelmäßig in Videospielen des Konzerns gegen Super Mario an. Als Doug Bowser leitet er seit 2019 die Geschicke der US-Abteilung des Konzerns, während er als Gary Bowser wiederum die Rolle des menschlichen Erzfeinds des Unternehmens einnimmt. Wie gesagt, es ist kompliziert.

Doch genug der Wortspiele. Während der Schildkröten-Bowser trotz regelmäßiger Niederlagen gegen den Installateur mit italienischem Migrationshintergrund stets neu als Widersacher aufersteht, dürfte Gary Bowser seinen Kampf mit Nintendo endgültig verloren haben. Er stand seit Oktober in Gewahrsam der US-Behörden, nachdem er in der Dominikanischen Republik festgenommen und ausgeliefert worden war.

Team Xecuter

Bowser (Gary) war Teil einer Gruppierung namens "Team Xecuter", die Geräte entwickelte und verkaufte, mit denen diverse Konsolen so modifiziert werden konnten, dass darauf auch nicht legale Kopien von im Handel erhältlichen Spielen liefen. Die Aktivitäten seit 2013 deckten dabei diverse Nintendo-Plattformen ab, vom DS bis zur Switch.

Team Xecuter rechtfertigte sein Treiben damit, dass man mit den eigenen Geräten und Software die Konsolen lediglich für Homebrew-Games öffnete, verlangte aber "Lizenzgebühren" für das Spielen von Kopien kommerzieller Spiele. Die Gruppe soll zumindest einen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschaftet haben, wobei Bowsers Einnahmen als Seitenbetreiber mit Werbeeinnahmen sowie einem kleinen Anteil an den Verkäufen mit 320.000 Dollar beziffert werden.

Deal mit Strafverfolgern

Bis vor kurzem beharrte der 51-Jährige noch auf seiner Unschuld, bekannte sich nun aber im Rahmen eines Deals der Umgehung technischer Schutzmaßnahmen sowie des Handels mit entsprechenden Geräten schuldig, berichtet Torrentfreak. Dazu erklärte er sich auch bereit, 4,5 Millionen Dollar an Schadenersatz an Nintendo zu zahlen sowie den Behörden zu helfen, die verbliebenen Besitztümer der Gruppe sicherzustellen.

Im Gegenzug ließen die Strafverfolger neun Anklagepunkte, darunter auch Beteiligung an Betrug, fallen. Bowser erhöht auch seine Chancen auf ein mildes Urteil. Seitens des Richters ist ein Schuldspruch angestrebt, beide Seiten müssen noch ihre Empfehlungen hinsichtlich des Strafmaßes vorbringen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Causa geht weiter

Zudem sind seine rechtlichen Troubles damit noch nicht ausgestanden. Im vergangenen April hat Nintendo zusätzlich auch gegen ihn persönlich eine Klage eingebracht, die von Bowsers Seite noch nicht beantwortet wurde. Wie es mit diesem Verfahren weitergeht, bleibt abzuwarten.

Die Behörden gehen auch gegen die beiden anderen Mitglieder von Team Xecuter vor. Involviert war auch noch der Franzose Max Louarn, der in Kanada festgenommen wurde. Der Dritte im Bunde, der Chinese Yuanning Chen, ist hingegen weiter untergetaucht. (red, 3.11.2021)