Wusste über die Freiheit zu sagen, wo sie unter Garantie nicht aufhältig sein kann: Georg Danzer, hier 1984.

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Im Oktober wurde der 75. Geburtstag des großen, vor 14 Jahren verstorbenen Liedpoeten Georg Danzer vermerkt. Noch immer weigert sich die Mehrzahl der Landsleute, es bei der Kenntnisnahme des Jubiläums zu belassen. Der "Schurli" hat – wie kein anderer Vertreter des Austropop – für eine umfassende Demokratisierung der heimischen Poesieverhältnisse gesorgt. Er hat, in einem boshaft-hintersinnigen Lied, die "Freiheit" in einen Käfig gesteckt, nur um ihr Wesen als scheues Tier vor Augen zu führen. Wer sie, die Freiheit, hinter Gitterstäben sucht, werde den Käfig verwaist vorfinden: "Das ist ja grade, sagte er, der Gag, / man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg!"

Damit hatte Danzer, der wehmütige Wiener vom Gaudenzdorfer Gürtel, das Wesen der Reformära Kreisky vorbildlich aufgespießt. Als melancholischer Babyboomer hörte ich, angeleitet von meinen Eltern, für mein Leben gerne Austropop. Bei uns zu Hause krähte der wunderbare Arik Brauer. Der schaffte einem "Rostigen" an, er möge sich, da die Feuerwehr uneingeladen vor der Tür stehe, das rotstichige Haar ohne Säumen in den Allerwertesten schieben. Ich staunte maßlos. Ein wenig fürchtete ich um das Wohl des fraglichen Gesäßes; von der künftigen Haarfarbe zu schweigen.

Nudisten in Kaffeehäusern

Später – die nicht unproblematische Ära Sinowatz stand vor der Tür – verflüchtigte sich die Vorliebe für progressive Liedkunst. Danzers Dialektschlager über Nudisten in Kaffeehäusern und Frauenmörder im Damenstrumpf waren verklungen, als ich den Mann eines Wintertages auf dem Schulweg in einer brusthohen Schneewehe antraf. Georg Danzers Auto steckte fest. "Höfds mid!", lockte der Barde umstehende Passanten. Prompt tauchte ich gemeinsam mit zwei Kumpels an. Der Wagen? Machte einen Satz und war frei.

Unser Stolz auf die gemeinsam vollbrachte Heldentat wich rasch der Enttäuschung. Falls der Poet tatsächlich "Donk schee!" gemurmelt haben sollte, war die Wendung unhörbar im Bart verklungen. Das war gerade, schien es mir, der Gag: Das Auto lief, und augenblicklich war der Danzer weg. (Ronald Pohl, 3.11.2021)