Henriette Confurius verkörpert die widerspenstige Mara.

Foto: Stadtkino

Bereits in Das merkwürdige Kätzchen, ihrem Abschlussfilm an der Berliner Filmhochschule, haben die Schweizer Brüder Ramon und Silvan Zürcher zu einem äußerst eigensinnigen Umgang mit Figuren und szenischem Raum gefunden.

Sieben Jahre später sind sie nun mit Das Mädchen und die Spinne zurück, dem auf der Berlinale prämierten, zweiten Teil einer geplanten Trilogie. Stilistisch sind sie sich treu geblieben: Erneut handelt es sich um ein Kammerspiel voller subtil eingestreuter Irritationen. Wieder sind die Szenen eher nach dem Schema eines Prismas als geradlinig arrangiert, wobei das enge familiäre Umfeld aus dem Kätzchen zu einem größeren Ensemble erweitert wurde.

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Die Weichen stehen erzählerisch auf Veränderung. Lisa (Liliane ¬Amuat) verlässt ihre WG und zieht in eine eigene Wohnung. Alles ist am Kommen und Gehen, eine Vielzahl an Figuren, Kisten und Möbeln durchzieht die Räumlichkeiten, nur Mara (Henriette Confurius), Lisas WG-Mitbewohnerin, verkörpert Widerstand. Sie hilft nicht mit, steht im Weg und drückt argwöhnisch an ihrer Fieberblase herum. Der Verdacht, dass das Verhältnis der beiden mehr als ein platonisches war, hängt so deutlich wie ein Fragezeichen im Raum.

Doch die Zürchers arbeiten freilich nicht im Metier der eindeutigen Antworten. Musikalisch konturiert von Eugen Dogas Gramofone-Walzer entspinnt sich eine makellose Choreografie der verstohlenen Blicke und Andeutungen, die sich wie Maras Herpesvirus auf andere Figuren, Eltern und Doppelgänger aus der Nachbarschaft übertragen und zu überraschenden Allianzen führen. Die titelgebende Spinne kommt auch ins Bild, wirkt aber mehr wie ein stiller Vertrauter. Die romantisch-schaurige Anmutung, die man mit dem Tier assoziiert, ist nur eine der Stimmungen, mit denen der Film souverän spielt. (Dominik Kamalzadeh, 3.11.2021)