Schon klar: Wenn EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Juni für ihre Reise von Wien nach Bratislava nicht den Privatjet, sondern Auto oder Zug genommen hätte, sähe die Klimabilanz der EU auch nicht besser aus.

Dennoch sind diese 19 Minuten in der Luft ein Unding. Seit Jahren wird den Bürgerinnen und Bürgern der Verzicht gepredigt: Sie sollen sparsamer heizen, weniger fliegen, mehr Bahnfahren, ökologisch einkaufen und Müll trennen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erntet Kritik für ihren 19-Minuten-Flug.
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Die meisten bemühen sich, einfach ist es im Alltag nicht immer. Man ist gestresst, will schnell von A nach B kommen, und dann schränken auch noch die Corona-Regeln ein.

Genau so ging es von der Leyen, rechtfertigt ein Sprecher der Kommission den Kurzflug: sieben Länder in zwei Tagen, es gab zudem wegen Corona Bedenken, Linienflüge oder Züge zu nehmen.

Und schon sind wir wieder bei der alten, unguten Geschichte, die da lautet: Regeln gelten vor allem fürs Volk, die Mächtigen aber sind zu wichtig, um sich daran halten zu müssen. Jeder, der brav mit dem Rad zum Einkaufen strampelt, auch wenn er es eilig hat, darf sich einigermaßen gepflanzt fühlen.

Es geht im Falle von der Leyens natürlich auch, aber nicht nur um das verschleuderte CO2, sondern um die Vorbildfunktion von Politikern. Da hat die Kommissionspräsidentin kräftig gepatzt und sich mit den instinktlosen 19 Minuten Flug vor allem selbst Schaden zugefügt.(Birgit Baumann, 4.11.2021)