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Luftangriff in Mekele, Hauptstadt der nördlichen Region Tigray.
Foto: AP

Das Aufatmen in Äthiopien war nur von kurzer Dauer. Als der aktuelle Premier Abiy Ahmed 2018 in Addis Abeba das Ruder übernahm, herrschte zumindest in der Hauptstadt des Landes Aufbruchsstimmung. Diese schwand, als der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung ausblieb und das Land Schauplatz extremer Gewalt und ethnischer Konflikte um Ressourcen und Land blieb. Als der vermeintliche Reformer Abiy 2019 den Friedensnobelpreis bekam, war der Lack längst ab. Nach einem gescheiterten Staatsstreich zog der Premier autoritäre Saiten auf. Die historische Rivalität zwischen den großen Volksgruppen brach wieder offen aus. Der Friedensnobelpreis stellte sich schnell als Symptom einer naiven westlichen Hoffnung heraus.

Das zuzugeben fällt der internationalen Gemeinschaft offenbar schwer. Aktuell hält der brutal ausgetragene Konflikt zwischen der Regierung und Rebellen aus der nördlichen Region Tigray große Teile des Landes im Würgegriff. Rebellen der Tigrayer und Oromo marschieren auf die Hauptstadt zu. Der Konflikt hat das Potenzial, das geostrategisch wichtige Horn von Afrika langfristig zu destabilisieren.

Trotzdem zögern die Verantwortlichen in Washington und Brüssel noch, großflächige Sanktionen gegen Player in Äthiopien zu verhängen. Es wäre zumindest ein wichtiges Signal. Der Friedensnobelpreisträger bringt jedenfalls keinen Frieden. (Manuela Honsig-Erlenburg, 8.11.2021)