Unter dem vielversprechenden Titel "Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz" inszeniert Marie Luise Lehner weibliches Begehren und uneindeutige Fantasien.
Foto: Sixpack

Immerhin konnte der Filmnachwuchs in den bisher eineinhalb Corona-Jahren weiterdrehen. Wie im professionellen Bereich wurde dies mit einem speziellen Sicherheitsplan ermöglicht, so der Leiter der Filmakademie Wien, Danny Krausz. In Ermangelung anderer Schauplätze habe man dabei oft das neue Campus-Areal an der Universität für Musik und darstellende Kunst am Anton-von-Webern-Platz genutzt.

Nach einem Jahr Pause können jetzt in einer Werkschau endlich auch Ergebnisse präsentiert werden. Drei Tage lang sind insgesamt 27 Filme im Gartenbaukino und Stadtkino zu sehen, quer durch alle Formate. Darunter auch der Dokumentarfilm Marš Mira von Joshua Jádi, Marius Ismael Mertens und Jakob Carl Sauer. Trotz Lockdowns gelang es dem Trio mit viel Engagement, Überlebende auf deren Friedensmarsch im Andenken an das Srebrenica-Massaker zu begleiten.

Queeres weibliches Begehren

Hans Broichs äußerst persönliche Reminiszenz an den 2020 verstorbenen Fassbinder-Schauspieler Volker Spengler, Highfalutin, lief schon erfolgreich auf der Diagonale. Der Kurzfilm Heim ist wo die Narben sind von Mathias Seebacher, in Karlovy Vary uraufgeführt, erzählt von Verlust und Suche nach Erlösung am ungewöhnlichen Schauplatz eines besetzten Hauses.

Direkt-unverfroren dagegen die Arbeit von Marie Luise Lehner: Lustvoll und zugleich lustig ausgebremst fächert sie in Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz queeres weibliches Begehren auf, indem sie die nicht immer so eindeutigen Fantasien einer jungen masturbierenden Frau inszeniert.

Seit vergangenen Herbst ist die Filmakademie offiziell von der Metternichgasse in das Future Art Lab am Campus übersiedelt, eröffnet wurde aber erst diesen Sommer. Das von Pichler & Traupmann gestaltete Gebäude bringt alle Abteilungen an einem Ort zusammen – gleich neben dem Lab steht das Studio.

Postproduktion im Haus

Erstmals verfügt die Filmakademie über ein eigenes Kino, das auch für die Postproduktion genutzt wird: Color-Grading und Tonabmischung seien nun im eigenen Haus möglich, sagt Oliver Kunz, der stellvertretende Institutsleiter. Synergien erwartet man auch durch den neuen Nachbarn im Future Art Lab, das im Stockwerk darunter gelegene Institut für Komposition, Elektroakustik und Tonmeister_innen-Ausbildung.

Die Filmakademie setzt überdies ein Zeichen der Solidarität mit jenen Studierenden, die 2020 aus Protest aus der Budapester Theater- und Film-Universität ausgetreten sind, nachdem diese von einer Orbán-nahen Stiftung übernommen worden war (#freeSZFE). 40 von ihnen können ihr Studium nun in Wien beenden, zudem wird die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi (Körper und Seele) ein Seminar halten. (Dominik Kamalzadeh, 16.11.2021)