Huch, was ist mit der Waschmaschine passiert? Die Theaterproduktion "Eraser Mountain" thematisiert die Objekte, die uns umgeben.

Foto: Yuriko Kono

Eine Vorstellung der Wiener Festwochen im November? Nachdem die Salzburger Osterfestspiele dieses Jahr zu Allerheiligen stattfanden, muss einen nichts mehr wundern. Rechtzeitig vor dem erneuten Lockdown schaffte es eine für Juni 2020 (!) geplante Koproduktion mit Toshiki Okadas Truppe Chelfitsch und dem Künstler Teppei Kaneuji doch noch in die Halle G des Wiener Museumsquartiers.

Eraser Mountain heißt das Stück des auch hierzulande durch diverse Gastspiele bekannten japanischen Regisseurs, das Festwochen-Intendant Christophe Slagmuylder unbedingt dem Wiener Publikum zeigen wollte. Warum, erschließt sich nach langatmigen zweieinhalb Stunden beim besten Willen nicht. Dabei fängt es interessant an: Die Bühne ist mit unzähligen Gegenständen vollgestellt. In all dem Chaos herrscht aber erstaunliche Ordnung: Tennisbälle sind in einer Linie aufgereiht, Abflussrohre stehen in Reih und Glied. Da plätschert Wasser aus einem kleinen Springbrunnen, während sich im Hintergrund eine Mischmaschine dreht. Ihr Lärm unterlegt den ersten Teil, in dem zwischen all den bunten Dingen das Schicksal einer Waschmaschine besprochen wird.

Welt der Objekte

Nicht die Menschen stehen hier offensichtlich im Vordergrund, sondern die sie umgebenden Objekte. In der Vergangenheit hatte Okada mit der Entkoppelung von Worten und den sie begleitenden Bewegungssequenzen gearbeitet, in dem 2019 in Kioto uraufgeführtem Eraser Mountain ist es jetzt die Welt von dysfunktionalen oder kontextlosen Objekten, die in den Mittelpunkt rückt. Die Waschmaschine ist nämlich kaputt, erst dadurch werden die sechs Spieler überhaupt auf sie aufmerksam. Im zweiten Teil wird die Frage diskutiert, ob Bewohnern aus der Zukunft, die mittels einer Zeitmaschine in die Gegenwart katapultiert werden, das Wahlrecht überantwortet werden soll.

Der dritte Teil dreht sich wieder um die Welt der Objekte, konkret um die vielen auf der Bühne verteilten Gegenstände. Sie werden wie bei einem Fotoshooting in einen Rahmen gestellt, werden dadurch also noch einmal mit Bedeutung aufgeladen. Die Theaterbesucher werden zu Kunstbetrachtern, auch wenn die Verschiebung der Perspektive kaum neue Erkenntnisse bringt.

Reizloser als dieser Abend kann auch der Lockdown nicht werden.
(Stephan Hilpold, 22.11.2021)