Ein Motiv, das erschüttern soll.

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Graz – Eine blutverschmierte, offenbar ermordete Frau, großformatig an der Fassade der Grazer Oper – ein Motiv, das erschüttern soll. Künstler Gottfried Helnwein hat für die UN-Kampagne "Orange the World – 16 Tage gegen Gewalt an Frauen" diese Fotokunst erschaffen, schilderte Brigitte Maria Soran, zuständig für die Kampagne in Österreich, am Dienstag bei der Präsentation. Die dazu gehörende Fachtagung musste wegen des Lockdowns abgesagt werden.

Seine Sujets begleiten das Thema der diesjährigen Kampagne, die unter dem Titel "Femizide – Mord an Frauen" steht. Statt der Fachtagung soll die Öffentlichkeit mit einem Dokumentationsvideo informiert werden. "Es wird den drängenden Fragen nachgegangen, wie Femizide in Zukunft zu verhindern sind. Wo braucht es Verbesserungen im Bereich der Einschätzung von Risikofällen und wie kann die Sicherheit von gefährdeten Frauen besser gewährleistet werden? Wie wichtig die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu diesem Thema in Österreich 2021 immer noch ist, zeigen die Statistiken: "20 Prozent aller österreichischen Frauen ab 15 Jahren waren bereits von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. 35 Prozent aller Frauen in Österreich wurden bereits sexuell belästigt", hieß es in der Aussendung.

Bewusst im öffentlichen Raum

Soran bekräftigte bei der Präsentation: "Mord an Frauen ist ein Thema, das nicht gerne in der Öffentlichkeit gesehen wird. Gottfried Helnwein hat den Schmerz thematisiert." Nach dem mutmaßlich 28. Femizid am vergangenen Wochenende sei die Kampagne wichtiger denn je. Die blutigen Motive hängen bewusst im öffentlichen Raum, "mitten in der Gesellschaft", denn die Morde passieren auch mitten in der Gesellschaft.

Nora Schmid, Intendantin der Grazer Oper, meinte, dass zu oft weggeschaut werde. Das Thema müsse aber nach außen getragen werden. Daher soll die Oper nicht nur wie in den Jahren davor in Orange erstrahlen, sondern vor diesem Motiv sei es "nicht so leicht wegzuschauen". Schmid ermutigte Menschen, bei Verdachtsfällen hinzuschauen und die Polizei zu rufen.

Gewalt sei "niemals Privatsache"

Nicht nur auf der Fassade der Oper sondern auch am Volkskundemuseum und am Schauspielhaus werden Motive noch bis 12. Dezember zu sehen sein. Claudia Unger, Leiterin des Volkskundemuseums will damit "Frauen klar machen, sie sind nicht allein". Die neue Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) will mit der Kampagne ebenfalls "sichtbar machen, was mitten in der Gesellschaft passiert" – sie sehe das Motiv als ein Zeichen "in voller Deutlichkeit und Schonungslosigkeit". Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sprach von den "hässlichen Gesichtern der Gewalt", die damit ausgedrückt werden. Gewalt sei "niemals Privatsache". Iris Laufenberg, Intendantin des Grazer Schauspielhauses ist ebenfalls überzeugt: "Dieses Thema braucht Sichtbarkeit." (APA, 23.11.2021)