Auf Myfidelio: Franz Welser-Möst und die Philharmoniker.

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Abgesagt", "abgesagt", "verschoben": Auch der Konzertkalender der Wiener Philharmoniker, die im November noch auf Asientournee waren, liest sich wie eine Folge monotoner Variationen über ein hinlänglich bekanntes Thema. Wenigstens kommt mit der Aufführung "ohne Publikum" ein Begriff dazu, der uns vor anderthalb Jahren noch ratlos gemacht hätte und inzwischen selbstverständlich erscheint.

Franz Welser-Möst hätte in diesen Tagen viermal dirigiert. Davon blieb die Sonntagsmatinee im Musikverein, nun soll die Aufnahme des Konzerts am 16. Jänner in ORF III zu sehen sein und in drei Monaten auf Medici-TV. Eine Handvoll Kritikerinnen und Kritiker durfte nach strengen Kontrollen jedenfalls am Stehplatz sitzen, um die Bilder des leeren Goldenen Saals nicht zu stören.

Hören lässt sich dort, akustisch abgeschnitten unter dem Balkon, nur eingeschränkt. Man ist dabei – und das kann schon sehr viel bedeuten –, aber wahrnehmen lassen sich die rhythmischen Abläufe und die gröberen Konturen, klangliche Feinheiten bleiben auf der Strecke. Etwa so, wie wenn man ein Kunstwerk im Museum hinter dickem Panzerglas und aus zehn Metern Entfernung betrachten würde.

Mahlers 9. Symphonie war in diesem Setting sicherlich ein schönes Gemälde. Die Nuancen im Tonfall, auf die es so sehr ankommt, waren höchstwahrscheinlich vorhanden: vom zaghaft tastenden, wie aus dem Nichts auftauchenden Beginn über einen sehr gemächlichen zweiten Satz und ein munteres Rondo bis zum vor Gefühl überquellenden finalen Abgesang. (Daniel Ender, 6.12.2021)