Gefahr von oben: Schnee, der vom Dach donnert, kann mehrere Hundert Kilo haben.

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Die Dachdeckerinnen und Dachdecker des Landes sind gerade im Stress. In weiten Teilen Österreichs sind am Donnerstag große Mengen Neuschnee gefallen. "Bei uns waren es 40 bis 50 Zentimeter", erzählt Roman Josef Moosbrugger. Er ist Bundesinnungsmeister-Stellvertreter der Dachdecker und hat einen Betrieb in Bezau in Vorarlberg. Besonders problematisch: Der Schnee sei durchnässt und daher schwer. Derzeit läutet Moosbruggers Telefon ständig. Er und seine Kollegen werden um Hilfe gebeten, weil so viel Schnee am Dach liegt.

Viele Eiszapfen

Ein Blick nach oben kann sich dieser Tage also auszahlen: Zwar halten die heimischen Dächer überdurchschnittliche Schneelasten aus – wie viel genau, dieser Standard ist von Region zu Region unterschiedlich.

Problematisch wird es aber bei Verfrachtungen. Das bedeutet, dass sich am Dach teils sehr große Schneeverwehungen bilden, die dann vom Dach donnern und unten im schlimmsten Fall großen Schaden anrichten können. Grund zur Sorge ist auch gegeben, wenn viele Eiszapfen vom Dach hängen. Das kann bedeuten, dass in der Dachrinne Schmelzwasser zurückgehalten wird. Es kann aber auch ein Hinweis darauf sein, dass das Haus thermisch nicht gut isoliert ist, weil viel Wärme über das Dach entweicht.

Leichter tut man sich bei starkem Schneefall klarerweise mit Steildächern. Flachdächer sind komplizierter, sagt Moosbrugger: "Wenn man da halben Meter Schnee liegen hat und es regnet rein, dann kann sich das Gewicht verdreifachen."

Egal ob Steildach oder Flachdach: Selbst Hand anzulegen, um Schnee zu räumen, ist nicht ratsam. Immer wieder stürzen Menschen beim Schneeräumen ab. Und Ahnungslose können bei dem Versuch, ihr Dach zu entlasten, es sogar beschädigen.

Im besten Fall rücken daher die Profis an und überlegen sich eine Vorgehensweise. Vor Ort muss geklärt werden, ob sich am Dach überhaupt jemand sichern kann. Die Sicherheitshaken am Dach sind nämlich derzeit unter viel Schnee vergraben. Andernfalls braucht es einen Kran oder einen Lkw mit Korb, mit dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das Dach gehoben werden. Dort werken sie dann mit Schaufeln, Spaten und Holzhämmern.

Photovoltaik am Dach

In Österrreich gibt es Schneelastnormen, in denen festgelegt ist, wie viel Schnee das Dach zurückhalten muss – etwa durch Schneestützen, Schneefangrohre oder durch Schneenasen. Hier ortet Moosbrugger in den letzten Jahren aber ein wachsendes Problem: Es gebe immer mehr Photovoltaik-Anlagen am Dach, und viele Monteure würden sich nicht mit den Dächern auseinandersetzen. Auf manchen Häusern habe es daher in den letzten Jahren "Riesenschäden" durch Schneedruck und Schneerutsche gegeben.

In Wien brauche man sich beim Spazieren durch die Stadt derzeit aber keine Sorgen machen, dass man von einer Dachlawine getroffen wird, beruhigt Moosbrugger: Hier gebe es fast ausschließlich Saumrinnen, die am Steildach befestigt sind und den abrutschenden Schnee gut zurückhalten.

Die altbekannten Schneestangen werden nun aber wieder das Stadtbild prägen. Mit den vor den Häusern am Gehweg befestigten Stecken wollen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer vor drohenden Dachlawinen warnen. Ein Ersatz für das Schneeräumen am Dach ist das nicht. Dazu sind sie laut Straßenverkehrsordnung verpflichtet. (zof, 11.12.2021)