Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) stellte sich den Fragen von Armin Wolf und Corinna Milborn.

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Wien – Den eher ungewohnten Paarlauf von öffentlich-rechtlichem ORF und den Privatsendern ATV und Puls 4 am Sonntagabend begleiteten Misstöne. Die Technik hatte hörbar ihre Probleme mit dem Kanzlerinterview von Armin Wolf und Corinna Milborn. Und in der ORF-Information wirkten auch nicht alle begeistert von dem Doppelinterview mit Karl Nehammer.

Das Bundeskanzleramt habe das gemeinsame Gespräch vorgeschlagen, hieß es Montag aus dem ORF und von Nehammers Sprecher. Auch andere Medien wurden für Interviews zusammengeholt. Die ORF-Generäle, der amtierende Alexander Wrabetz und der künftige Roland Weißmann, stimmten der Kombination zu.

Eine gemeinsame Hoffnung der beiden Chefs könnte ihnen die Zustimmung erleichtert haben: Beide hoffen schon seit Jahren, Beschränkungen des ORF-Gesetzes insbesondere für Streamingangebote mit einer sogenannten Digitalnovelle loszuwerden. Bisher ohne Erfolg. Roland Weißmann erwartete eine solche Novelle zuletzt vor Stiftungsräten im ersten Halbjahr 2022. Bisher darf der ORF keine Videoformate eigens fürs Netz produzieren.

Diese Woche soll es ein weiteres Treffen von Wrabetz und Weißmann mit Vertretern des Zeitungsverbands geben. Bisher legten sich die Verleger vehement gegen Erleichterungen für den ORF quer.

Tiktok-Streit

Im Gegenteil: Die im Herbst gestartete ZiB Tiktok wird von Zeitungsverlegern wie Privatsendern gleichermaßen hinterfragt. Der ORF sieht die Nachrichten für die Kurzvideoplattform in zwei von der Medienbehörde genehmigten Angebotskonzepten gedeckt – einem über die ORF-Präsenz in sozialen Medien sowie einem über Online-Kurznachrichtensendungen des ORF. Gut möglich, dass die Medienbehörde sich noch einmal gesondert mit der ZiB Tiktok auseinandersetzen muss, sollten die privaten Medien ihre Skepsis in eine Beschwerde an die Behörde münden lassen.

Das Quotenmatch um den Kanzler-Paarlauf ging recht eindeutig an den ORF: 967.000 sahen das Kanzlerinterview dort, 111.000 bei ATV und 50.000 bei Puls 4. (Harald Fidler, 14.12.2021)